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Thema: Der Mensch Im Teufelskreis
haselow

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Der Mensch Im Teufelskreis 14.10.2021 15:19 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Information zum Buch "Der Mensch im Teufelskreis - Dr. Faustus Auferstehung"

Autor Haselow

Exposè

Nach nahezu 200 Jahren völliger Stille in der Gruft von Dr. Faustus, den Goethe als den modernen Menschen darzustellen versuchte, erwacht Faust durch ungeheuren Lärm. Neue Särge werden in den Friedhof verbracht und neue Gräber geschaufelt. Bis das Getöse und Gedonner immer aufdringlicher wird. Er hält es nicht mehr aus - der Greis im Oberrock des 18. Jahrhunderts. Klettert aus der Grube und will es wissen: Was passiert in der Welt? Manche schreien außerhalb des Friedhofs das Wort „Pandemie“, andere wieder „Klima“, andere wieder „Krieg“, daneben immer zu hören: „Vorsicht vor einem Linksruck, da soll der Mensch ja erzogen werden.“ Dazu fuchtelt die Politik hilflos mit den Armen und jagt den Völkern Angst ein. Grauer Himmel über dem Planeten statt ein „Himmel auf Erden?“ Dem Alten wird übel: „Sind denn alle des Teufels?“

Im Streben nach Erkenntnissen will er ein Mensch bleiben, ein moderner, der stets von sich aus bejaht oder verneint, ohne einen Teufel befragen zu müssen. Um Abhilfe zu schaffen? Nein, dazu ist er nicht befugt, aber für Wißbegier nicht zu alt.

In dieser 382 Seiten umfassenden Lektüre bemüht sich Dr. Faustus – gemeinsam mit seinen gleichgesinnten Freunden – um die Dialektik der Widersprüche, wie es Goethe und alle fortschrittlichen deutschen Dichter und Denker bereits vor ihm getan haben. Sie stoßen auf Konflikte, lösbare und unlösbare. Und auf eine bodenlose Ignoranz, die in der Marktwirtschaft ihr Zuhause hat. Erschrocken wird er sich fragen, ob sein Ausstieg aus der Gruft nicht zu einer neuen und sehr „modernen“ führt? Erst tot und dann noch toter? Wer lässt sich das schon gefallen in diesem Teufelskreis?

In diesem zwischen Wahrem und Fiktivem gesellschaftskritischen Buch geht es weniger um Handlungsabläufe als um Treffen von Gleichgesinnten, die an verschienene Orten – zum Beispiel in Berlin „Zur Letzten Instanz“ und in Leipzig im „Auerbachs Keller“ über Geschichte und Philosophie debattieren. Die Protagonisten sind Freunde eines gewissen Buchnarren, der wirklich existiert und den „Faust“ von Goethe bereits als junger Mensch eifrig gelesen hatte. Alle Freunde, die sich um Faust zusammenschließen gab es und gibt es noch heute. Ein gewisser Michel dient lediglich als Symbolfigur für einen Bürger aus der einstigen Bundesrepublik.

Die Dialoge zwischen den Gleichgesinnten, dabei die Stadt Berlin und andere interessante Orte besuchend, markieren eine tolerante und wissbegierige Gemeinschaft von Menschen, die oft auch sehr unterschiedlich in ihrem Fühlen und Denken sind. Sie vereint mit Faust das Entsetzen über eine Gesellschaft, die zum alleinigen Maßstab das Profitstreben stellt und nichts mit der Geschichte Deutschlands, speziell den Vordenkern, den deutschen Dichtern und Denkern der Aufklärung, der Zeit des Sturm und Drangs, der Renaissance zu tun haben will. Denn schon im IV. und V. Akt zeige Goethe, „dass die europäische Kultur, die seit der Renaissance im Licht der Antike stand, sich am Ende seines Lebens zu verdunkeln begann.“ Zu Beginn des IV. Aktes werde die „barbarische Zeit“ sichtbar. (Siehe Rosa Luxemburg) Faust werde vom Schönheitssucher zum Tatendurstigen. Gewonnen hinsichtlich, den Menschen zu helfen, verloren aber, denn ohne Mephisto gehe es nicht. (Johann Wolfgang Goethe, Faust II, Walter Schaschafik, Reclam S. 68)

Faust lässt es keine Ruhe, in die Tiefe der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu dringen. So lernt er nicht nur das verlogene Menschenbild des Imperialismus, (siehe im Kapitel “Pfundsachen“) sondern auch in der „Festung“ im Verlies den Ursprung der Profiteure der Marktwirtschaft kennen.

Im Kapitel „Das Gespenst“ beschäftigen sich die Freunde des Dr. Faustus mit den für Faust noch unbekannten Philosophen Marx und Engels kennen. Und sie begreifen, dass es seit der Pariser Kommune und mit dem „Kommunistischen Manifest“ bei den Völkern - trotz technischer Fortschritte, die auch dem Gemeinwohl dienen - angesichts des „Gespenstes“ dem Geldkapital nach und nach an den Kragen geht und sie alles zusammenraffen, um diesen „Menschenrechtsverletzern, Querdenkern und Verschwörern“ und den „Verfassungsfeinden“, wie es heutzutage in den bürgerlichen „Qualitätsmedien“ heißt, Paroli zu bieten.

Auf dem Berliner Fernsehturm versuchen die Freunde ein wenig mehr Aussicht für die Zukunft zu gewinnen, werden aber angesichts des Missbrauchs der Digitalisierung im Sinne der Marktwirtschaft bitter enttäuscht.

Der Autor ist wegen der Ernsthaftigkeit des Strebens nach Aufklärung und zahlreicher notwendiger Zitate aus wissenschaftlichen Büchern und Beiträgen aus linken Zeitungen, die u.a. auch ein gewisser „Zeitzeuge“ den Freunden vermittelt, auch um Ironie und Satire bemüht, sich dessen bewusst, dass das Buch „Der Mensch im Teufelskreis“ kein Krimminalroman ist und noch weniger Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt

Gleichwohl kann es jungen Leuten dazu dienen, intensiver über den fortwährenden Klassenkampf zwischen den Industriemächtigen, den Banken, den Marionetten des Polittheaters und dem arbeitenden und unter neuen Kriegsdrohungen leidendem Volk nachzudenken.

Faust allerdings, der sich am Ende zeitweilig zur „Erholung“ in einer Klink wiederfindet, erschrickt bei dem Gedanken, hier auf Erden seine Rolle als moderner Mensch nur in Ansätzen erfüllen zu können. Deshalb kehrt er nicht in die Gruft zurück. Von einer Gruft in die nächste zu steigen, das bringt nichts. Er wird weiter wirken wollen... Raus aus dem Teufelskreis.

Der Leser, so er interessiert genug ist, wird also – so wie Faust – Bekenntnisse von Autoren, Publizisten, Politikern und Usern begrüßen, die sich diesem nahezu totgeschwiegenen Thema widmen. Mögen die Gedankensplitter, dieser bunte Kessel an streitbaren Texten, zu weiterem Nachdenken anregen, zur mentalen Flucht aus mitunter vorgegebener geistiger Enge, verbunden mit Fragen nach dem eigenen Tun. Ein Mix von Belletristik, Ironie, Satire und fundamentalen Erkenntissen, damit verbunden ein Dank an gleichgesinnte Autoren, deren kluge Aussagen sich in treffenden Zitaten wiederfinden.


Vita des Autors:

Der Autor: Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. Dort diente er bis 1986 als Zugführer, später als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Er betreibt als Rentner einen Blog, schreibt Buchrezensionen und Erinnerungen vor allem für die „Neue Rheinische Zeitung“ und für die „Linke Zeitung“. Er ist glücklich verheiratet seit 60 Jahren.

Harry Popow: "DER MENSCH IM TEUFELSKREIS", Sprache:Deutsch, ISBN: 9783754166666, Format: DIN A5 hoch, Seiten: 384, Erscheinungsdatum: 18.09.2021
https://www.epubli.de/shop/buch/MENSCH-IM-TEUFELSKREIS-Harry-Popow-97837541
66666/118378
 
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Thema: Der Moloch Am Pranger
haselow

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Der Moloch Am Pranger 30.05.2020 11:50 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Pressemitteilung/MOLOCH

DER MOLOCH AM PRANGER

Unter diesem Titel veröffentlicht der Autor Harry Popow, Jahrgang 1936, ein neues Buch; dem er aus aktuellen Erwägungen den Untertitel „Kleine weiße Friedenstaube, komm recht bald zurück!“hinzufügt.

Den Inhalt skizziert er mit folgendem Klappentext:

DAS WIR kommt zu Wort und singt im Chor: „Kleine weiße Friedenstaube, fliege übers Land.“In Erinnerung an das altbekannteste Kinderlied der DDR. Treffender geht es nicht. Wenn sich Autoren und User im Laufe der Jahre im Netz zu dringenden tagespolitischen und vor allem gesellschaftskritischen Problemen äußern – da ist es angebracht, in der befohlenen Virus-Stille dem Nachdenken noch mehr Raum zu geben und alle diese Bekenntnisse und Erkenntnisse zu einem Buch zusammenzufassen. Es sind Fundstücke!

Wer sich in diese Lektüre vertieft, wird auf Geschichtliches, auf Literarisches, auf viel Menschlichkeit stoßen. Er wird von politischen Standpunkten einstiger aufrechter DDR-Bürgern erfahren, auch von Usern, die ihre eigene Version von Politik haben sowie von Dankesworten von Buchautoren für ihnen gewidmete Buchtipps.

Die meist kurzen Meinungsäußerungen, Polemiken und Beobachtungen strahlen das Bedürfnis aus, sich auszutauschen, den Ängsten vor Krieg und Gewalt, den Träumen von einer friedlichen Zukunft Raum und den Mächtigen in Wirtschaft und Politik kräftig und nachhaltig Pfeffer zu geben.

Was liegt da näher, als sich bei der weltumspannenden Corona-Pandemie an den Kopf zu fassen und sich zu fragen, inwieweit die Gelddiktatur überhaupt noch in der Lage ist, sowohl die Kriegsgefahr für immer zu ersticken, sich den Klimaveränderungen zu stellen und den bedrohlichen Virus im Interesse des Weiterlebens auf diesem Planeten Erde ohne Privatgier nach Maximalprofit zurückzudrängen.

„DER MOLOCH AM PRANGER“ richtet den Scharf-Blick auf jene, die mit einem „Weiter so“ die Welt wiederholt in die höchste Gefahrenzone bugsieren werden. Leser, User und Autoren sind sich deshalb einig: Her mit einer zukunftsträchtigen, mit allen Völkern abgestimmten menschenwürdigen Alternative zum jetzigen Moloch-System. Der Menschen - Chor lässt nicht locker:

„Kleine weiße Friedenstaube, komm recht bald zurück!“



Harry Popow: „DER MOLOCH AM PRANGER“, epubli-Verlag, 323 Seiten:
https://www.epubli.de//shop/buch/MOLOCH-AM-PRANGER-Harry-Popow-978375295606
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Thema: Autor Operation Affen-drohne
haselow

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Operation Affen-drohne 09.12.2019 18:24 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


OPERATION AFFEN-DROHNE

Unter diesem Titel veröffentlichte der Autor Haselow, Jahrgang 1936, ein Satire-Buch im epubli-Verlag, dem er aus aktuellen Erwägungen den Untertitel „DER-NEUE -MAUER-FALL“ hinzufügte.

Den Inhalt skizziert er mit folgenden Worten:

Es ist wieder soweit nach dem im Abfall gelandeten „NIE WIEDER“: Ein neuer Weltenkrieg zwischen den Kapitalmächtigen und dem weltweiten Volk ist am Laufen. Wer fragt da nach Ursachen, wer nach Lösungen? Fakt: Ein NEUER MAUER-FALL muss her. Was also tun?

Ein bisher in menschlichen Kinderhänden verbrachtes „Leben“ eines kleinen Affen mit Namen DIDA, angeblich geboren im fernen ALTAI-Gebirge, haucht der Mensch BENNO Leben ein und verbindet es mit ihrem Freund DADA und dem noch im Gebirge lebenden Urgroßvater SCHIMPF-PANSE, dem politisch Erfahrenen und Gebildeten.

Die Höhlenbewohner müssen mit Bitterkeit erfahren, dass der Klimawandel sowie viel Kriegsgeschrei auch sie erwischt hat. Eine eilig zusammengerufene Vollversammlung beschließt: Wir müssen erkunden, ob es Schuldige gibt an der Erderwärmung. Ob Überirdisches im Spiel ist oder gar die Menschen, unter denen der SCHIMPF-PANSE einst gelebt hatte? DIDA soll sich mit ihrem Freund DADA auf die mit Drohnen angetriebene Lanze setzen. Sie mögen Ursachenforschung betreiben, besonders wegen der zunehmenden Kriegsgefahr – gemeinsam mit ihrem Bekannten, dem Menschen BENNO.

Satire, Sarkasmus und Humor, gemixt mit treffenden Zitaten aus Wissenschaft und Literatur, ergibt ein spannendes Kaleidoskop von Eindrücken und Nachdenkenswertem, das hinführt zur Einsicht: Es gilt, den Planeten und die Menschen zu retten vor dem unglaublichen Raubzug der Profitgier der „Kraken“. Jeder tue, was er kann. Doch letztendlich gibt es eine Überraschung...

LESE-SPLITTER

Seiten 176/177: Über Megaphon heißt es: „Kommt morgen hierher zur Demo vor den Toren der Eliten-Festung und stimmt mit uns ein in das neue Lied: Alles muss raus!!! Das schuftende Volk bietet den Schuldigen für Armut und Krieg Migrantenplätze im Altaigebirge an, wo sie ohne Privateigentum, aber mit eigener Muskelkraft auf dem Feld oder in der Höhle bei Handarbeiten ein bekömmliches Auskommen haben!! Macht mit bei diesem Volksentscheid!“

DIDA, die Pfiffige, bekommt große Ohren. Das ist es doch. Sie wird sich diesen Aufruf merken. Inzwischen lenkt BENNO die fragenden Blicke seiner beiden Zöglinge auf eine hoch herausgeputzte und einigermaßen schöne Dame. Sie wässert mit einer Gießkanne den Vorgarten der Festung. Warum? BENNO legt den Zeigefinger an seine Lippen, denn neuerdings haben selbst so manche Straßenbäume kleine winzige Ohren, die jeden verdächtigen Laut an die unterirdische Geheimzentrale weiterleiten.


Über Megaphon heißt es: „Kommt morgen hierher zur Demo vor den Toren der Elitenfestung und stimmt mit uns ein in das neue Lied: Alles muss raus!!! Das schuftende Volk bietet den Schuldigen für Armut und Krieg Migrantenplätze im Altaigebirge an, wo sie ohne Privateigentum, aber mit eigener Muskelkraft auf dem Feld oder in der Höhle bei Handarbeiten ein bekömmliches Auskommen haben!! Macht mit bei diesem Volksentscheid!“

DIDA, die Pfiffige, bekommt große Ohren. Das ist es doch. Sie wird sich diesen Aufruf merken. Inzwischen lenkt BENNO die fragenden Blicke seiner beiden Zöglinge auf eine hoch herausgeputzte und einigermaßen schöne Dame. Sie wässert mit einer Gießkanne den Vorgarten der Festung. Warum? BENNO legt den Zeigefinger an seine Lippen, denn neuerdings haben selbst so manche Straßenbäume kleine winzige Ohren, die jeden verdächtigen Laut an die unterirdische Geheimzentrale weiterleiten.

BENNO hatte davon gehört: Das seien jene, die ganz offensichtlich etwas am Auge haben. Sie sehen geflissentlich nach rechts gar nichts und tolerieren rechtes Geschehen, während sie nach links so scharf gesehen werden muss, dass selbst ein in der Abendsonne rot gefärbtes Sandkorn verteufelt und bekämpft werden muss. So seien die Mächtigen in die Lage gekommen, sogenannte Gefährder bald zu entlarven und, falls die Sicherheit des Geldeintreibens gefährdet ist, diese hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Sie konnten noch nicht ahnen, dass die Dame mit der Gießkanne eine Kriegskönigin allererster Güte ist und bei weitem die Erfolgsleiter noch viel höher klettern sollte. Sie wird über kurz oder lang – so war zu vermuten - Arm in Arm mit einem gewissen Generalsekretär zu sehen sein, wobei sie darauf während der Übergabe des Bambi 2019 an die EU den Volksmassen betörend flötete: Im Interesse der EU müssten alle an einem Strang ziehen. Der hochgestellte Mann der NATO wird ergänzend prompt mit dem inhaltsschweren Satz hinzufügen: „Einer für alle und alle für einen“.

Seiten 147/148

Auch will man Hilfskräfte anfordern, um die unter Brücken Pennenden endlich mal zu zählen in dieser auch von Flüchtlingen überschwemmenden Stadt. Dem Vernehmen nach sollen überall, wo es möglich ist, Kunstrasen ausgelegt werden, um stürzenden Leuten und Parteien auf diese Art den seelischen und körperlichen Schmerz zu lindern. Mit großem Medienrummel wird auch dies angekündigt: Ein neues Ministerium soll sich um all die kleinen Unwägbarkeiten, um all diese Symptome von Freiheit in dieser so gut funktionierenden Demokratie demnächst kümmern. Es soll sich „Das Pflasterministerium“ nennen. Deren erste Aufgabe: Die Tafeln besser unterstützen, statt sie abschaffen zu wollen. „Siehste“, ruft ein etwas angetrunkenes Männlein, „man kümmert sich...“ Vereinzelt fröhlicher Beifall ringsumher.


Harry Popow: „OPERATION AFFEN-DROHNE“, epubli-Verlag, Erscheinungsdatum: 09.12.2019, ISBN: 9783750261105,
Bindungsart: Softcover, Format: DIN A 5 hoch, 288 Seiten, Einzelpreis: 18,99 €

https://www.epubli.de//shop/buch/OPERATION-AFFEN-DROHNE-Harry-Popow-9783750
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Thema: Ohrfeige für Henry
haselow

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Ohrfeige für Henry 28.03.2019 21:46 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


SOLDATEN FÜR DEN FRIEDEN (Teil eins)

Leseprobe aus „AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder“ im 70. Jahr der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949


Der Autor Harry Popow wurde 1936 in Berlin-Tegel geboren, wuchs in der DDR auf, arbeitete als Militärjournalist im Dienstgrad Oberstleutnant in der NVA und betätigt sich heute als Blogger, Buchrezensent und Autor. Er ist seit 1961 sehr glücklich verheiratet.

Ohrfeige für Henry


Kindheits- und Jugenderinnerungen der Mutter Tamara, und nicht nur ihre ... Henry erinnert sich (von Schweden will er viele Seiten später berichten): Ja, da war jenes Dorf Stemmnitz in Pommern, von dem seine Mutter schrieb. Es war ein kleines Dorf an der Wipper, nördlich von Schlawe, heute Slavno, das Henry und seine Geschwister Sophia, Alexander und Berno in den Jahren 1942/43 kennenlernen sollten. Sie wohnten in Berlin-Schöneberg in der Wartburgstraße. Berlin lag wohl schon zunehmend unter dem Bombenhagel der Allierten. Jedenfalls wurden Frauen mit Kindern evakuiert. Die Eltern wählten Stemmnitz, da dort Verwandte des Vaters lebten. Eines Nachts mußten die Kinder sehr früh aus den Betten. Etwa um zwei Uhr. Knapp drei Stunden später sollte der Zug nach Stettin fahren. Ein Taxi brachte die Familie, auch Oma Emma, zum Stettiner Bahnhof: Regennässe. Kopfsteinpflaster. Ein verdunkeltes Bahnhofsgebäude. Zugqualm. Pfeiftöne. Müdigkeit. Man fror. Endlich Abfahrt. Umsteigen in Stettin. Wie lange waren sie unterwegs?

Henry weiß es nicht mehr. Nur soviel, daß sie auf einem sehr abgelegenen kleinen Bahnhof ausstiegen. Soweit er sich erinnern kann, stand mitten im Dorf eine weiße Kirche mit einem hohen und schlanken Turm, die Straße führte rechts und links vorbei. Bauernhäuser mit riesigen Gehöften, mit Stallungen und großen Misthaufen. In der Nähe eine alte Windmühle. Die Familie kam auf einem Bauernhof in den oberen zwei Zimmern unter. Kopfsteinpflaster auf dem großen Hof, Kuhgebrüll, Schweinegekreische und Hühnergegacker.

Auf der anderen Straßenseite haben Verwandte ihren Hof, ebenfalls Ziebells. Deren Tochter heißt Ruht und der Sohn Herrmann, der etwa siebzehn Jahre alt ist. Der nimmt den oft verträumten aber neugierigen Jungen mit zum Angeln an die Wipper. Einmal soll der Siebenjährige die Fische zum Hof bringen. Der spürt die Wichtigkeit dieses Auftrages und hofft, bald einen Abnehmer zu finden, um sich der Verantwortung zu entledigen. Aber im Hause des Onkels rührt sich nichts. Was tun? Henry kommt ein rettender Gedanke. Er legt die Fische auf ein umgedrehtes Holzfaß. Er sieht nur seine Aufgabe, übersieht aber die in der Nähe schnatternden und aufgeregten Gänse. Sein Fehler? Nein, seine erste Erfahrung. Nämlich umsichtig sein. Für alle Fälle! Denn kaum kehrt der Stadtjunge ihnen den Rücken, fallen sie auch schon über die reiche Beute her. Sein großer Freund Herrmann hat später geschimpft, und der Kleine bekommt zur Strafe abends keinen Fisch ab.

Überhaupt, Henry und seine Geschwister – sie fühlen sich als Stadtkinder sehr wohl auf dem Dorf, denn da riecht es –laut Henry - so gut nach Dung und Heu. Sehr wohl fühlt sich auch seine Schwester Sophia, denn sie wandert oft und gerne und man muß sie manchmal suchen. Wo treibt sie sich herum? Das hört Henry seine Mutter fragen. Man findet das eigenwillige Mädchen auf dem Friedhof, da hat sie sich die Blümchen auf den Grabstellen angesehen. Was sich besonders eingeprägt hat – das herrliche Vesper am Feldrand während der Ernte. Da gibt es immer Kaffee und Kuchen, meist Streußelkuchen. Im September muß Henry zur Schule, wie unangenehm. Eine Schiefertafel wurde besorgt und mehrere Griffel zum Schreiben. Der Gänsekiel, mit dem Henry so gerne geschrieben hätte, war nur für die größeren Kinder vorgesehen.

Der Lehrer ist klein und dicklich, ein Herr Pommerening. Gelbe Uniform und Hakenkreuz am Ärmel, ein Ortsgruppenführer, wie aus den Reden der Eltern zu hören ist, und es klingt nicht gut. Eines Tages im Unterricht fragt er den Henry-Knirps, wer Hitler sei. Der erschrickt. Er weiß es so genau nicht. Das war kein Thema zu Hause. Und rund heraus gesteht er seine Unwissenheit. Da hat er plötzlich eine Ohrfeige im Gesicht, dann noch eine zweite auf die andere Wange. „Raus!“, brüllt der Dicke. Der gedemütigte Junge muß den Unterricht verlassen. Mama und eine Bekannte – Papa arbeitet in einem anderen Ort und ist selten zu Hause - schauen sich bedeutungsvoll an, sagen, daß es nicht so schlimm sei, den Namen dieses Hitler nicht zu wissen, und der Schuljunge, der tief beleidigte, denn Schläge sind den Ziebellkindern eine unbekannte Größe, atmet erleichtert auf. Irgendwann taucht der kleine Hakenkreuzmensch – es ist bereits abends - bei den Ziebells zu Hause auf. „Frau Ziebell, ich habe keine Nachricht von meinem Sohn an der Ostfront, haben sie keine Verbindung mit ihren Landsleuten ...?“ Mama ist schlau und auf der Hut. Sie zuckt mit den Schultern, sagt nicht’s. Wie auch, das wäre lebensgefährlich für sie gewesen, weiß Henry später.

Inzwischen ist es Winter geworden. Tiefer Schnee, große Kälte. Henry hat einen Traum. Ein eigener Schlitten für uns Kinder, das wäre schön. Papa redet mit dem Stellmacher des Ortes. Der verspricht, einen Holzschlitten zu bauen, so wie er Zeit hat. Also schleicht er immer öfter an der Schmiede vorüber, aber der Mann schüttelt immer wieder den Kopf, zuviel andere Sachen habe er zu stellmachern. Doch zu Weihnachten steht der Schlitten unter dem Weihnachtsbaum. Beim Spielen fällt Henrys vier Jahre jüngerer Bruder Alexander auf den Hinterkopf. Er wird mit dem Pferdefuhrwerk nach Schlawe (heute Slawno) ins Kreiskrankenhaus gefahren. Mama legt heimwärts die Hälfte der Strecke (etwa zehn Kilometer) mit einem Fuhrwerk zurück, den Rest zu Fuß. Drei Tage Todeskampf um das Leben des Bruders. Drei Tage Tränen der Mutter. Dann kommt die Nachricht per Telefon: Alexander ist gerettet. Mama nimmt Henry mit ins Krankenhaus. Alexanders erste Worte: „Apfel haben ...“ Äpfel! Woher nehmen? Henry weiß es nicht mehr, ob Mama Äpfel besorgen konnte. Unvergeßlich aber für Henry: Die kriegsgefangenen Franzosen – sie hausen im Stall des Vermieters, denn sie helfen der Familie Ziebell, wie schon so oft, mit allerlei guten Sachen. Eines Tages fährt ein alter Mann auf der Dorfstraße mit dem Fahrrad. Er sieht Mama, klingelt und ruft ganz aufgeregt: „Frau Ziebell, sofort zum Ortsgruppenführer!“ Der herrscht sie mit hochrotem Kopf und haßerfüllt an: „Innerhalb einer Woche hat ihre Familie das Dorf zu verlassen!“


Zum Inhalt

Ausgangssituation ist Schweden und das Haus, in dem die Popows wohnen. Der Leser erfährt zunächst, wer die Eltern waren (seine Mutter stammt aus Moskau), berichtet kurz vom Evakuierungsort 1943/44 in Pommern, von der Rückkehr in das noch unter Bombenhagel liegende Berlin (Schöneberg), von den Eindrücken nach Kriegsende und vom Einleben in der neuen Gesellschaft, dabei auch von einer Begegnung der Jungen Pioniere mit Wilhelm Pieck.

Die Lehrzeit wird skizziert mit der Arbeit im Zwickauer Steinkohlenrevier, mit Tätigkeiten in der Geologischen Kommission der DDR und mit dem Beginn und dem erfolgreichen Abschluß der Offiziersschule der KVP/NVA in Erfurt und in Plauen, wo er seine spätere Frau kennenlernte.

Wie lebt ein junger Offizier in der Einöde im Nordosten der DDR, welche Gedanken und Gefühle bewegen ihn? Darum geht es in den nächsten Aufzeichnungen seiner Impressionen. Seine Träume führen ihn mitunter weg vom Kasernenalltag und so nimmt er die Gelegenheit wahr, für fünf Monate im Walz- und Stahlwerk Eisenhüttenstadt als einfacher Arbeiter tätig zu sein.

Durch Versetzungen gelangt er nach Potsdam. Dabei kommen Querelen des Alltags als Ausbilder und später als Politoffizier nicht zu kurz. Ein Glücksfall für ihn, als er nach Neubrandenburg in einen höheren Stab als Redakteur berufen wird. Er beginnt ein Fernstudium als Diplomjournalist an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Inzwischen ist er längst sehr glücklich verheiratet. Die Höhen und Tiefen eines Militärjournalisten – die zwingen ihn, vieles neu zu überdenken. Vor allem als einstiger Ausbilder gelingt es ihm, die Probleme der Soldaten immer besser zu verstehen und sie bildhaft zu schildern.

Die spätere Arbeit als Abteilungsleiter in der Wochenzeitung „Volksarmee“ macht ihm nicht nur Spaß, er nimmt auch Stellung gegen Ungereimtheiten, was ihm nach der Entlassung aus dem aktiven Armeedienst und der Tätigkeit als Journalist im Fernsehen der DDR nicht nur böse Blicke einbringt.

Nach der Wende: Versuche, arbeitsmäßig Fuß zu fassen, u.a in Gran Canaria und in einer Steuerfirma. Die Suche nach Alternativen, günstiger zu wohnen, sowie die Sehnsucht nach Ruhe führt das Ehepaar nach Schweden.

Episoden aus dem Dorfleben und von vielen Begegnungen, so z.B. bei der Geburtstagsfeier einer siebzigjährigen Schwedin, machen den Alltag und die feierlichen Momente in der „Stille“ nachvollziehbar. Keine der in der DDR erlebten Widersprüche und politischen Unterlassungssünden wirft den überzeugten Humanisten aus der Bahn, wogegen die Kapitaldiktatur mit ihren hörigen Medien, politischen Manipulationen und Lügen im angeblich so demokratischen Deutschland ihn aufbringen – er bleibt ein Suchender!


Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro



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Thema: Der Ruf Der Taube
haselow

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Der Ruf Der Taube 20.12.2018 13:48 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Leseprobe aus dem Buch

„DER RUF DER TAUBE“

Von Harry Popow



Die Taube im Babylon

Ich suchte sehr lange nach dieser Taube, denn sie wurde verschwunden gemacht. Weder im Fernsehen gesehen noch in den „Qualitätsmedien“ erwähnt. Man schien sie vermisst, oder doch besser verjagt zu haben aus dem Gedächtnis der Menschen. Und heute, genau am 21. Oktober des Jahres 2017 wurde ich fündig. Hat die Seherin Kassandra dabei geholfen? Im Kino Babylon. Da saß ich nun im großen Saal, der voll gerammelt war. Eingeladen hatten die DKP, der Förderverein RotFuchs und der SDAJ. Mein Blick zur Tribüne. Und da stockte mir der Atem: Da war sie, die Taube. Auf einer großen Leinwand. Sie saß in der so wohlbekannten roten Sichel mit dem so wohlbekannten Hammer. Über dem allen die Erinnerung daran, dass wir nunmehr den 100. Geburtstag des Roten Oktober begehen. Tolle und inhaltsreiche Reden, Gesang und Gedichte, wo auch Bert Brecht und andere Publizisten und Dichter mit ihren politischen Erkenntnissen und Bekenntnissen nicht fehlten. So auch „Partisanen vom Amur“.

Im Saal nicht nur Graubärte, die dieses Lied ja wohl kannten, sondern auch viele sehr Jugendliche. Neben mir in der Sitzreihe johlte es, man sang die Strophen mit, und nicht nur von diesem Text, auch von anderen Kampfliedern. Welch ein glücklicher Moment. Denn es geschah sehr Außerordentliches: Die Friedenstaube wurde wieder flügge, ganz nach dem Motto, das diese Konferenz prägte: REVOLUTION IST ZUKUNFT.


Presseinformation

In diesem Sachbuch mit 548 Seiten und über 91 Buchtipps geht es um Zusammenhänge in Politik und Wirtschaft, um die Ursachen von antagonistischen Widersprüchen und deren Überwindung. Es sind jene Konflikte , die von Politikern und hörigen Printmedien des westlichen Kapitalismus bewusst unerwähnt, ja totgeschwiegen werden. (Unterzeile: „Blüten“ im Kreuzfeuer)

Es trägt mit Analysen, Meinungen, Kommentaren sowie autobiografischen Notizen zum Alltag und zu politischen und persönlichen Problemen des gesellschaftlichen Lebens Symbolcharakter für gesellschaftskritische Literatur - im Interesse der notwendigen Veränderungen im System der kapitalistischen Herrschaft in der BRD, im Interesse von Abrüstung statt Aufrüstung. Es ist ein bemerkenswerte konzentriertes Angebot an philosophischen, geschichtlichen und besonders aktuellen Erkenntnissen sowie deren Lösungsansätzen.

Zu danken sind den um Wahrheit kämpfenden Autoren wie Lucas Zeise, Daniela Dahn, Jürgen Grässlin, Hans-Dieter Mäde, Jürgen Roth, Matthias Eik & Marc Friedrich, Heiko Schrang, Christiane Florin, Herman L. Gremliza (Hg.), Brigitte Queck, Wolfgang Bittner oder Arn Strohmeyer, um nur einige zu erwähnen.

Wir brauchen in Deutschland nicht den politischen Stillstand, sondern den Aufbruch, die Veränderung, die auch im Buch „Staatsfeind bis heute“ von Gunter Pirntke, die 11. Feuerbachthese betreffend, dringend angemahnt wird.

Die nach vorne drängenden politischen Sachbücher – sie sind nur wenige Sandkörner auf dem Damm der Vernunft gegen verheerende entpolitisierende Überflutung und Krieg. Sie sind kenntlich gemachte Bruchstellen im Gefüge zwischen Mensch und kapitalistischer Profitgier.

Harry Popow: DER RUF DER TAUBE. „BLÜTEN“ IM KREUZFEUER. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 19.11.2018, ISBN: 9783746782256/80635, Seiten: 548, Preis: 33,99 Euro

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635?utm_medium=email&utm_source=transactional&utm_campaign=Systemmail_Publi
shedSuccessfully

Sonderdruck: Layout: Carlotto, 412 Seiten, Farbfotos, 16,67 EURO. Zu bestellen nur über Mail an den Autor.


Der Rezensent

Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry Orlow in seinem Buch „In die Stille gerettet“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Das Zeugnis Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit über 55 Jahren sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.
 
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Thema: Autor DER HÖHLENMENSCH - politische Satire
haselow

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DER HÖHLENMENSCH - politische Satire 04.10.2018 18:49 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Pressemitteilung


Unter dem Titel „DER HÖHLENMENSCH – AFFENMENSCHEN SORGEN SICH UM DIE ZUKUNFT UNSERES PLANETEN“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli, Erscheinungsdatum 08.09.2018, 254 Seiten, eine politische Satire gegen die Menschenfeindlichkeit des weltweiten Kapitals.

Ein bisher in menschlichen Kinderhänden verbrachtes „Leben“ eines kleinen Affen mit Namen DIDA, angeblich geboren im fernen ALTAI-Gebirge, haucht der Mensch BENNO Leben ein und verbindet es mit ihrem Freund DADA und dem noch im Gebirge lebenden Urgroßvater SCHIMPF-PANSE, dem Erfahrenen und Gebildeten.
Die Höhlenbewohner müssen mit Bitterkeit erfahren, dass der Klimawandel auch sie erwischt hat. Eine eilig zusammengerufene Vollversammlung beschließt: Wir müssen erkunden, ob es Schuldige gibt an der Erderwärmung. Ob Überirdisches im Spiel sind oder gar die Menschen, unter denen der SCHIMPF-PANSE einst gelebt hatte? DIDA soll sich mit ihrem Freund DADA auf die mit Drohnen angetriebene Lanze setzen. Sie mögen Ursachenforschung betreiben – gemeinsam mit ihrem Bekannten, dem Menschen BENNO.

Satire, Sarkasmus und Humor, gemixt mit Erkenntnissen aus Wissenschaft und Literatur, ergibt ein spannendes Kaleidoskop von Eindrücken und Nachdenkenswertem, das hinführt zur Einsicht: Es gilt, den Planeten zu retten vor dem unglaublichen Raubzug der angeblichen „Kraken“. Jeder tue, was er kann.


Harry Popow: „DER HÖHLENMENSCH“. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, ISBN: , Seiten: 254, Preis: 15,99 Euro

https://www.epubli.de/shop/buch/DER-H%C3%96HLENMENSCH---EILMELDUNG--AFFENME
NSCHEN-SORGEN-SICH-UM-DIE-ZUKUNFT-UNSERES-PLANETEN-Eine-Satire-Harry-Popow-
9783746760780/78469

Zwei der ersten Kapitel:

BENNOS ALBTRAUM

BENNO schüttelt sich vor Schreck. Nach dem Erwachen. Ein Albtraum verfolgt ihn. Er hatte einen freien Eintritt per Mail in eine riesige Arena erhalten. Fußball oder? BENNOS Ding ist das eigentlich nicht. Aber seine sprichwörtliche Neugier treibt ihn hin. Sein erster Eindruck: So viele Massen an Volk hatte er noch niemals auf einen Haufen gesehen. Am Rande des riesigen Feldes werkeln Leute an Werkbänken. Andere digitalisieren irgend etwas.

In der Mitte des weiten Feldes aber tummeln sich Menschen unterschiedlichen Couleur. Sicherlich Tausende jubeln einer Band zu und nackt Tanzenden, die für die freie Liebe und für Schwule und Lesben kämpfen. Andere – wie letztens in Chemnitz – schießen mit Worten aufeinander, einige prügeln sich, manche fallen tot zu Boden.


Entnommen: https://www.jungewelt.de/

Dazwischen strecken einige, sie heben sich ganz dunkel rechts von der Masse ab, den rechten Arm in die Höhe. Jeder gegen jeden. So sieht Freiheit aus. Das ist die vielgepriesene Vielfalt, denkt BENNO. Aber vieles soll ja eine Grenze haben. Im Hintergrund nämlich brüllen Polizisten, ohne die Rechten zu beachten: „Weg frei, wir schaffen Ordnung“, und sie stürzen sich auf angebliche Kriminelle, die sich ganz links in der Arena aufhielten. Über allem kreisen Drohnen über der Arena. Man sieht, die werfen Laserstrahlen auf dieses riesige Chaos. „Überwachung, Überwachung!!“

Diese als Lösung der Konflikte anerkannte Methode der bekannten und offensichtlich helfenden „Ruhe und Ordnung - Rufe“ kommen plötzlich aus den hohen Rängen. Daher, wo jene stets sitzen, die die hohen Eintrittsgelder festlegen und anschließend einkassieren. Angesichts dieses Chaos im Schafs-Volk reiben sie sich die Hände. So schaffen sie sich weiter grünes Licht für neues Wachstum im eigenen,
ureigensten Interesse. BENNO schüttelt es. Was tun?

Da kommt über Lautsprecher die Aufforderung, Ruhe zu bewahren. Die Königin habe das Wort. Was sie ausspricht, ist nicht unbekannt: Hört auf, euch zu prügeln. Tanzt besser. Seid lieber nett zueinander. Wir sind doch eine Familie. Wir leben doch gut. Wir tragen doch Verantwortung. Ich liebe doch alle. Rechts und links.

In diesem Augenblick dröhnt es vom blauen Himmel herab. Eine Drohne. Auf ihr sitzt offensichtlich der Pressesprecher mit seinem nichtssagenden Gesicht. Er streckt dem Volk ganz unten die Zunge heraus. Ihr entströmen Sprechblasen. Zu lesen ist: Seid vernünftig. Alle sollen hochleben. Fragt nicht nach Ursachen und Wirkungen. Schon gar nicht nach Geschichte und Zukunftsmusik. Hört lieber auf die Königin. Wenn sie lieb zu euch sein will, dann meint sie das Wachstum. Je reicher die in den Rängen sind, desto besser wird es euch gehen die ihr da unten tanzt, boxt, euch prügelt. Hauptsache, ihr vergesst das Kaufen nicht. Davon lebe schließlich auch ich. Und die Königin. Alle, die hoch im Rang sitzen. Das ist die Hauptsache. Doch in der Arena nimmt niemand etwas wahr. Der Tanz geht weiter.

BENNO wird übel.

Da bemerkt er am Rande des Platzes einige Hürden. Mit Schildern dran. Da steht in gut lesbarer hochdeutscher Schrift an dem ersten Hindernis - soviel Freiheit muss sein - „wer dieses Hindernis kraftvoll und nicht ohne Mühe überspringt, der wird den Zusammenhang zwischen Unten und Oben besser ins Auge nehmen können und verstehen.“ BENNO zeigt einen Vogel: Da fordert jemand voller Illusionen nichts weiter als die Anerkennung des die Welt erschütternden Zwiespalts. Doch über diese Hürde, der wichtigsten vor dem eigentlichen Tun, springen nicht alle. Aus Faulheit? Aus Angst?

An der zweiten Hürde wird davor gewarnt: „Wer mehr als erlaubt Wahrheiten ins Blickfeld nimmt und der Illusion verhaftet ist, die Leute auf den oberen Rängen verjagen zu können um selber dort Platz zu nehmen, ist ein Gefährder.“

Diese Hürde, die nicht einmal konsequent genug von den Linken genommen wird, steuern nunmehr „AUFSTEHENDE“ an. Ihnen folgen Aufgemunterte. Die Arena leert sich. Die in den hohen Rängen werden unruhig.

BENNO stöbert zu Hause an seinem Computer im Datenarchiv. Diese Beruhigungspillen vom Pressesprecher auf der Drohne hatte er doch schon einmal gelesen. So ähnlich jedenfalls. Und dann findet er den Text in einem der über 80 Buchtipps, die er in den letzten Jahren verfasst hatte: Da schreibt der Autor Michael Meyen in seinem Buch: „BREAKING NEWS: DIE WELT IM AUSNAHMEZUSTAND. WIE UNS DIE MEDIEN REGIEREN“:

Man solle unbefangen in die Welt schauen. (S. 10) Es gehe um Konflikte statt um Streit und Inhalte. (S.11) Es gebe keine Alternativen. (S. 167) Auf Seite 33 zitiert der Autor den Soziologen Armin Nassehi: „Schluss mit einfachen Kausalitäten. Weg von Wahrheiten und Lösungen, (…) Hin zu der Einsicht, dass es keine Ursachen gibt, keine Strategie, die sicheren Erfolg verspricht, und folglich auch kein lineares Narrativ. Alles passiert gleichzeitig (…). Warum also an die Vernunft appellieren (von Bürgern, von Politikern, von Unternehmern), warum auf irgendeine Form der Einsicht hoffen (von wem auch immer), warum „Wissen“ für irgendeine ` „Praxis“ produzieren?

Für BENNO und den so vielen politisch hellwachen Bürgern sind diese Offenbarungen nichts Neues: Es geht gar nicht um Inhalte, schon gar nicht um Politik oder Wirtschaft, sondern darum, beim Konsumenten ein AHA! zu erzeugen. Der Ausnahmezustand als Ausdruck des Imperativs der Aufmerksamkeit. Der Autor schreibt von Mediatisierung und von Resilienz. Beide Begriffe bezeichnen einerseits den Einfluss der Medien auf die Gesellschaft als auch die Notwendigkeit, diesem Druck psychologisch widerstehen zu können. Womit er auch die Gesellschaft insgesamt meint.

Und nun bewegt den in die Jahre gekommenen Blogger BENNO ein neuer Traum...

AFFENALARM

BENNO denkt, ihn laust der Affe. Er schüttelt den Kopf. In einem Heft aus dem Jahre 1993, genannt controvers, geschrieben von Gerhard Branster unter dem Titel „Mensch – Wohin?“ auf Seite 26, liest der Wissbegierige folgenden Satz: „Der Absturz auf das Niveau des Höhlenmenschen ist da noch die freundlichste Aussicht.“ Meint er etwa die Menschen damit? Offensichtlich ja, denn der Autor spricht von der Reduzierung der natürlichen Existenzbedingungen, „in dessen Verlauf die Menschheit immer schmerzlichere und schließlich unerträgliche körperliche und seelische Schäden erleiden wird“. (S. 25)

Aber: Kann es für die Menschen auf unserem Planeten nicht noch schlimmer kommen? Nach diesem brennend heißen Sommer 2018? Aber Wie kommt der Autor auf diese Zukunft – Höhlenmenschen? Hat dieser Mann noch alle Tassen im Schrank? Oder gehört der Autor der Marionettenmannschaft der sensationslüsternen Zeitungsschreiberlinge an? Und überhaupt: Was sind Höhlenmenschen, wo leben sie? Das fehlte noch, dass sie unsere Gastgeber sein sollen. Von denen möglicherweise noch lernen müssen? Sooo nicht! BENNO, sonst sehr human veranlagt, wehrt sich gegen die Zumutung, wieder zum Affen gemacht zu werden.

Andererseits: Haben die Höhlenmenschen etwas, was den Menschen fehlt? Noch fehlt? Er weist diesen Gedanken von sich, bleibt aber wie immer auf der Hut, vielleicht, vielleicht... Ist gar noch bisher Unbekanntes zu entdecken?
BENNO, vor dem Computer sitzend hört – kaum vernehmbar – aus der Höhe eines Wandregals einen glucksenden Laut. Da sitzt das Affenmädchen DIDA, die stets eigenständig denkende und grinst den BENNO an. Verwundert und seinen Gedankengang stoppend, fragt er sie, ob es ihr gute gehe. Nun lacht sie aus vollem Halse und schießt einen Affenpfeil in Richtung des Nachdenklichen ab: „Ein Leben lang war ich für Euch Kinder und Euren Eltern nur ein Spielball. Und nun will ich auch einmal mitreden. Außerdem: Was wisst ihr Menschen denn von unserem Affenleben. Was in uns vorgeht? Wie wir gelebt haben? Wo wir herkommen? Niemals habt ihr danach gefragt. Purer Egoismus und Gleichgültigkeit treibt Euch, heute mehr als je zuvor.“

„Genug“, ruft BENNO. „Ich habe verstanden. Dann, so bitte ich Dich, erzähle mir aus Deinem Leben. du hast mich neugierig gemacht.“

Dabei hat BENNO das Cover vom Buch vor Augen, das er auf seine letzten glücklichen Lebensjahre verfassen will: Das Äffchen – also DIDA - scheint die Leser etwas schamhaft aber auch trotzig anzulächeln. Ausgefrans
 
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Thema: Autor Dem Morgenrot entgegen?
haselow

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Dem Morgenrot entgegen? 28.06.2018 18:25 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Dem Morgenrot entgegen?

Ein satirischer Blick auf die Wirklichkeit

Von haselow

Es ist nicht zu fassen, ja, es scheint, die Welt wird umgekrempelt. Nicht NEU GEORDNET, wie es offiziell heißt, mit „Neuer Verantwortung“ und so. Nein, es sieht nach einer neuen Wende aus? Die Erleuchtung kommt von ganz unten. Von einem Mann, der ganz unpolitisch sein wollte. Und nun hat er sich doch eingemischt. Mit einem Buch. Einem Protokoll, das ehrlicher nicht sein kann. Der Titel: „Stein auf Stein dem Himmel entgegen“. Und das Absonderliche: Es wurde gedruckt. Mehr noch, es wurde unter die Leute gebracht. Vorneweg in einigen online-Plattformen, so in der Linken Zeitung. Dem schlossen sich nicht wenige der fortschrittlichsten Printmedien an. Und schließlich packte die ARD, das ZDF und auch der rbb in sensationellen Abendsendungen zu. Nur Anne Will rümpfte noch die Nase.

Das alles blieb nicht ohne Wirkung. Die SPD steht nicht mehr Kopf bei der Beurteilung der Arbeiterklasse, sondern räumt grundsätzlich mit der Anbiederung an das Kapital auf. Mit der rückwärts gewandten und nichtssagenden Tagespolitik zur Stärkung des Marktsystems soll Schluss sein. Die Linke klopft sich an den Kopf und bemüht verstärkt Marx, an den Diskussionen teilzunehmen. Die zahlreichen Autoren von kritischen Sachbüchern frohlocken: Endlich finden sie Gehör auch in den Printmedien. Es brodelt im Volk. Neue Rufe „Wir sind das Volk“ sind zu vernehmen.

Die Obdachlosen beschweren sich, keine Liegeplätze auf Vorbestellung mehr zu erhalten. Ihnen drohen Arbeit und zu bezahlende Mieten in extra gebauten Unterkünften. Die Miethaie demonstrieren erfolglos, da nahezu aller Privatbesitz an Wohnungen ab sofort wegen Menschenrechtsverletzungen untersagt ist. Auch wird der „Runde Tisch“ wieder eingeführt, um so die Quatschbude „bürgerliches Parlament“ zum Teufel zu jagen.

Wenn es bisher hieß, besonders für junge Leute, sie sollen sich in „Selbstverwirklichung“ üben, kommt rasant das neue Umdenken. Sie schließen sich zu Jugendbündnissen zusammen, zu sogenannten philosophischen Rundtischgesprächen und schwören den buddhistischen Kreisen, dem Achtsamkeitsverein und anderen Fluchten aus der Wirklichkeit wie auch der sogenannten ENTSCHLEUNIGUNG ab. Mehr noch: Sie stellen Fragen an die Großeltern, wie es denn so war früher im Antikapitalismus. Es ist schon so, irgendetwas ist ihnen zu Kopf gestiegen, sie wollen – wie in den 65er Jahren - ,wieder ernst genommen werden.

Arme Kirche: Sie stellen wiederholt eine Abwesenheit von Querdenkern fest, die den Glauben verloren haben, dass sich alles mit Gottes Hilfe bessern ließe. Zu früh jubelten die Kirchenleute darüber, dass der Industrieschornsteinmaurer, der Mann von der Arbeiterklasse, bis in die Höhe des Himmels bauen wollte.

Auch wirbelt es die Leute so richtig im Politikbetrieb durcheinander. Die Regierungschefin erinnert sich an ihre Studienzeit in der DDR und gesteht, sich in westlichen Gefilden zu sehr verbiegen zu müssen. Die Verteidigungsministerin stoppt das Programm mit den Morddrohnen und beschäftigt sich mit der Auflösung der Bundeswehr, denn trotz mancher Unkenrufe sollen die Russen ja doch friedliche Absichten haben. Also wendet sich Deutschland von den Möchtegern - Weltbeherrschern USA ab und richtet den Blick immer mehr nach Osten, wo zur Zeit das sportliche Jubeln die Herrschaft inne hat. Dorthin, wo nach wie vor zum Schrecken des Abendlandes nun doch die Sonne aufgeht. Und das schönste Geschenk für den Schornsteinmaurer, der stets in die Höhe strebt: Marx hatte recht: Wenn die Idee die Massen ergreift, wird sie zur materiellen Gewalt... Auch hierzu hat der Arbeiter sein Ja gegeben: Die BRD erhält in einer Volksabstimmung den Namen AWG - ALLE WERDEN GLÜCKLICH.

Bevor es soweit kommt, klopft es noch zu nachtschlafender Zeit recht polternd an der Wohnungstür des Autors...

Das Morgenrot muss warten!


Manfred Otto: Stein auf Stein dem Himmel entgegen. Aus dem Arbeitsleben eines Schornsteinmaurers/Zwischen Aufstieg & Abstieg / Zwischen Aufbruch & Abbruch, Edition Märkische Reisebilder, 1. Auflage 2018, 370 Seiten, Verlagsprogramm: www.carlotto.de, ISBN 978-3-934232-98-3, Telefon: 0331/270 17 87, Preis: 25 Euro

„INGO. Spaziergänge im Niemandsland“, 232 Seiten, unter der oben genannten Adresse zu bestellen. Preis: 12 Euro


SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS

Drei der letzten Bücher des Rezensenten:

Harry Popow: „WIR SONNENKINDER. AUTHENTISCHE LEBENSBILDER“, Texte: © Copyright by Harry Popow, Umschlaggestaltung: © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, ISBN: 978-3-746719-09-2, Seiten: 504, Preis: 26,99 Euro
https://www.epubli.de/shop/buch/WIR-SONNENKINDER-Harry-Popow-9783746719092/
74250

Harry Popow: „STICH-PROBEN. TOTGESCHWIEGENES IM RAMPENLICHT“. Texte: © Copyright by Harry Popow, Umschlaggestaltung: © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Sprache: Deutsch, ISBN: 9783746719931, Format: DIN A5 hoch, Seiten: 376, Preis: 20,99 Euro
https://www.epubli.de/shop/buch/STICH-PROBEN-Harry-Popow-9783746719931/7433
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Harry Popow: DIE CLEO-IKONE, Taschenbuch, Texte: © Copyright by Harry Popow, Umschlaggestaltung: © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Erscheinungsdatum: 06.06.2018, ISBN-10: 3746730791, ISBN-13: 9783746730790, Format: DIN A5 hoch, Seiten: 224, Preis: 19,99 Euro,
https://www.epubli.de//shop/buch/DIE-CLEO-IKONE-Harry-Popow-9783746730790/7
5435?utm_medium=email&utm_source=transactional&utm_campaign=Systemmail_Publ
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Thema: Stich-proben
haselow

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Stich-proben 17.05.2018 20:45 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Presseinformation

von haselow

STICH-PROBEN

TOTGESCHWIEGENES
IM RAMPENLICHT


Unter dem Titel „STICH-PROBEN“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli, Erscheinungsdatum 27.04.2018, seine insgesamt über 80 Buchtipps zu gesellschaftskritischen Sachbüchern. Es trägt mit seinen 376 Seiten Symbolcharakter für die von den Printmedien kaum beachteten bzw. totgeschwiegenen Analysen, Meinungen, Kommentaren sowie autobiografischen Notizen zum Alltag und zu politischen und persönlichen Problemen des gesellschaftlichen Lebens.


Der Autor schrieb diese Buchtipps im Interesse der notwendigen Veränderungen im System der kapitalistischen Herrschaft in der BRD, im Interesse von Abrüstung statt Aufrüstung. Es ist ein bemerkenswerte konzentriertes Angebot an philosophischen, geschichtlichen und besonders aktuellen Erkenntnissen sowie deren Lösungsansätzen. Zu Wort kommen mit ihren Büchern solche Autoren wie Wolfgang Beutin, Hermann Klenner und Eckart Spoo. Sie sind Herausgeber des Buches „Lob des Kommunismus. Darin zitieren sie auf Seite 7 Platon (427-347), einer der bedeutensten Philosophen der Antike: „In einem Gemeinwesen, in dem Reichtum und Armut fremd sind, wird auch die beste Gesittung zu finden sein, denn weder Frevelmut noch Ungerechtigkeit kommen da auf.“ (siehe in diesem Buch S. 191)

Zu danken für ihre polemischen Schriften sind u.a. Lucas Zeise, Daniela Dahn, Jürgen Grässlin, Hans-Dieter Mäde, Jürgen Roth, Matthias Eik & Marc Friedrich, Heiko Schrang, Christiane Florin, Herman L. Gremliza (Hg.), Brigitte Queck oder Wolfgang Bittner, um nur einige zu erwähnen: Wir brauchen in Deutschland nicht den politischen Stillstand, sondern den Aufbruch, die Veränderung, die auch im Buch „Staatsfeind bis heute“ von Gunter Pirntke, die 11. Feuerbachthese betreffend, dringend angemahnt wird.

Der Autor: Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Angehöriger der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 u.a. als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. 81-Jährig betätigt er sich als Blogger, Rezensent, Autor und Hobbymaler. Er ist seit 1961 sehr glücklich verheiratet.

Harry Popow: „STICH-PROBEN. TOTGESCHWIEGENES IM RAMPENLICHT. Texte: © Copyright by Harry Popow, Umschlaggestaltung: © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Sprache: Deutsch, ISBN: 9783746719931, Format: DIN A5 hoch, Seiten: 376, Preis: 20,99 Euro
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Wir Sonnenkinder 03.05.2018 21:52 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Aus dem Buch "Wir Sonnenkinder"

Die Verzauberung

Von Harry Popow

Man schaue sich dieses Gemälde an (siehe Cover). Es ist mein erstes Bild gespachtelt, abstrakt und gleichzeitig auch gegenständlich. Acryl auf Leinwand. Geschenk für Cleo zur "Goldenen Hochzeit" am 23.12.2011. (Siehe Text im Buch III). Das war eine schwierige Geburt. Einerseits wollte ich die herrliche Pose von Cleo im Gemälde festhalten (nach einer Fotografie). Aber nicht in einem gewöhnlichen Gelände, nicht in einer „nur schönen“ Landschaft. Und hier begann das Problem: Bisher hatte ich Landschaften dargestellt. Gut und weniger gut. Manche sogar verkauft. Manche verschenkt. Und nun hatte ich es satt. Die Unruhe, die innere! Was passiert in der Welt? Sind wir zu brav, alles ertragen zu müssen? Nicht privat, nein, es geht um viel mehr. Wohin treiben wir, die Menschheit? Ich greife wieder einmal zu hoch!!!

Was also als Hintergrund, nahezu unbewusst angedacht, aber immer stärker im Kopf und im Gefühl? Was also? Spielte das eine Rolle? Aber gewiss doch… Tagelanges Grübeln. Cleo, in dieser bescheidenen Pose, ein einfaches Blumensträußchen in der Hand. Selbstvergessen, des Fotografen Blick nicht bemerkend. Und welch eine Unabhängigkeit, welch eine Würde. Welch eine Schönheit in diesem Bild. Schönheit, die aus dem Inneren kommt, nicht angewiesen auf Beifall und Zuspruch. Einfach so. Aus sich heraus. Das alleine hat seinen Wert. Wo doch heutzutage so vieles auf Demonstration aus ist, auf die Notwendigkeit reduziert, sich präsentieren, ja, verkaufen zu müssen.

Und wie diese Pose in die Welt stellen? Nachts der Gedanke: Erde und Welt. Welt als Planet Erde und dazu eine riesengroße Sonne. Kontrast von blau und gelb-orange. Das war die Idee!!! Cleo, Frau, Mensch – in Beziehung zum Großen. Keine Reduzierung der Figur auf ein handelndes Subjekt, sondern als Symbol menschlicher Kraft und Schönheit. Nicht die Gefahren in der Welt stehen im Vordergrund, sondern das Dasein des Menschen, das allerdings irgendwann – genauso wie die Erde – seine Endlichkeit erreicht haben würde.

Sicher – ein Symbol, ein Teil steht für das Ganze. Aber es steht nicht für sich allein. Es hat ein Umfeld. Beides, das Einzelne und das Gesamte, muss im Blickfeld bleiben. Das ist das Wesentliche: Komplexes Denken und Handeln ist gefragt. Wer sein Dasein lediglich auf das eigene Ich reduziert, bleibt ein Spielball des Übermächtigen. Teilweise und unter bestimmten Umständen ist das Ich überlebensnotwendig. Der Sinn des Lebens: Darüber hinaus das Sehen und Tun erlernen und anwenden…

Aus den Trümmern kam die Generation der vor 1945 Geborenen. Darauf verweisen die Eierschalen rechts unter der Figur, dieser lichten Gestalt. Im Uhrzeigersystem nach links und oben schauend sehen wir ein defektes Haus, siehe zerbrochene Streichhölzer, und darüber ein angedeutetes Wohnhaus, nicht ohne Blut. Wie klein mögen die unerhörten menschlichen Verluste wirken, wenn man die Lebenswege, mitunter schwarz eingefärbt, der im Bild links verlaufenen Linie verfolgt. Bis in die Sonne, dem unendlichen Verbrennungsprozess folgend, dem jeglichen Ende entgegen. Schaut man genauer hin, dann bemerkt man einen geklebten Strick. Wer dreht der Menschheit einen Strick, dem vorzeitigen Ende entgegen?

Manche sagen, die Farben sprechen an, der Kontrast. Das ist Absicht, gefühltes Wollen. Mitunter möge man dabei stehen bleiben, aber das größere Vergnügen mögen die persönlichen Entdeckungen sein. Dieses große Rätsel: Der Mensch. Die Hochachtung vor der menschlichen Existenz. Sie sollte uns beflügeln, die Welt – solange sie noch nicht ganz zerstört wurde – zu erhalten, Maß zu halten, der unendlichen Gier nach immer Mehr und Größer und Reicher den Garaus zu machen. Wer fragt nach dem Partner dieser lichten Frauengestalt? Dem Maler? Er hätte es so nicht „klecksen“ können, hätte er nicht innerlich ein reiches und tiefes Innenleben, mit Visionen, mit Träumen. Verlacht mitunter, gewiss, aber das große Glück ist in ihm, der ein halbes Jahrhundert eine Frau lieben durfte und immer noch darf, die selbst alle menschliche Liebenswürdigkeit in sich hat, eine Kameradschaftlichkeit ohnegleichen, die an Selbstaufopferung grenzt – aber auch eine derbe Impulsivität, die Ungereimtheiten gefühlsstark Ausdruck verleiht. Sie sagt: „Jubel dich nicht so hoch, wer bist du denn...“

Ich mach´s trotzdem. Ein gemaltes Trotzdem. Ein gemalter Seelenzustand. Eine Verwandlung. Eine Verzauberung. Eine Aufforderung zum Disput. Eine Provokation für die Unruhe, fürs Wachsein!! Deshalb ein Buch der Rückbesinnung. So, als Cleo ins Lebensbild trat. Unverhofft. Ein glücklicher Umstand. Ich lernte SIE kennen. In Plauen i.V. am 15.02.1957. (Siehe Beitrag „Volltreffer“ im Buch – ein Vorgriff)

Harry Popow: Wir Sonnenkinder - Authentische Lebensbilder

Umschlaggestaltung: Harry Popow, Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, ISBN: 978-3-746719-09-2, 504 Seiten, 26,99 Euro, https://www.epubli.de/shop/buch/WIR-SONNENKINDER-Harry-Popow-9783746719092/
74250

Pressemitteilung zum Buch

Unter dem Titel „WIR SONNENKINDER“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli, Erscheinungsdatum 24.04.2018, seine in der DDR als Militärjournalist gesammelten Lebensdaten sowie seine Erlebnisse und Erfahrungen während eines neunjährigen Aufenthaltes in Schweden (1996 bis 2005) als auch nach der Rückkehr nach Deutschland.

Der Titel, so das Anliegen des Autors, möge vor allem an jene Generation erinnern, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben mit gutem Erfolg einen neuen Staat zu errichten, dem als grundlegendes Anliegen die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz der DDR.

Angesichts des gesellschaftlichen und staatlichen Absturzes blickt der damalige Militärjournalist und Oberstleutnant zurück in die Anfangsjahre der DDR, in die Kindheit mit seiner liebevoll sorgenden russischen Mutter, die 1935 zu ihrem Ehemann nach Berlin übergesiedelt war.

Es sind Tagebuchnotizen eines inzwischen über 81-Jährigen. Es umfasst die Zeit von 1944 bis 2018. Die Notizen sind sporadisch entstanden und halten fest, was ihn am großen Vorhaben fesselte, ein gänzlich anderes und neues Deutschland aufzubauen.

Das Buch mit seinen 504 Seiten teilt der Autor in vier Teile: Das persönliche Erleben vor und nach 1945, der Aufbruch im Ostwind, die im Westwind untergehende DDR, der vorläufige Aufenthalt in Schweden, die Rückkehr nach neun Jahren sowie die glücklichen Jahre am Rande Berlins, wobei die Beschäftigung als Blogger und Autor für Harry Popow die innere Befriedigung gibt, nicht ganz tatenlos der politischen Verdummung und Orientierungslosigkeit entgegentreten zu können.

„WIR SONNENKINDER“ ist gleichzeitig ein nach 57 Ehejahren authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, dem Autor und Träumer von einer anderen und menschlicheren Welt.

Der Autor: Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Angehöriger der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 u.a. als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. 81-jährig betätigt er sich als Blogger, Rezensent, Autor und Hobbymaler. Er ist seit 1961 sehr glücklich verheiratet.

(Siehe auch NRhZ, Online-Flyer Nr. 657 vom 02.05.2018)
 
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Thema: Buch-Tipp Eiszeit-blÜten
haselow

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Eiszeit-blÜten 22.10.2017 18:38 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Pressemitteilung - von haselow

EISZEIT - BLÜTEN

Unter dem Titel „EISZEIT-BLÜTEN. ROTE-NELKEN-GRÜßE AUS BLÜHENDEN LANDSCHAFTEN“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger und Oberstleutnant a.D. der NVA im Brokatbook Verlag, Erscheinungsdatum ab 01. Oktober, sein achtes Buch der biografischen Erinnerungen.

Warum schreibt der Autor Harry Popow von Eiszeit-Blüten? Er bezieht sich auf den Fund russischer Forscher. Sie entdeckten in einer Tiefe von 38 Metern in sibirischen Permafrostböden 30.000 Jahre alte Blüten aus der Eiszeit! Und brachten sie wieder zum Blühen...

Zum Blühen will auch der Herausgeber jene weitgehend offiziell nicht wahrgenommenen Erinnerungen von DDR-Bürgern. Denen spürt er auf und bezeichnet sie als Blüten, die zukünftigen Generationen helfen mögen, echte „blühende Landschaften“ ohne Kapitalismus zu errichten. Mit dem ironischen Untertitel spielt er erstens auf die von der Arbeiterklasse anlässlich des 1. Mai am Jackenaufschlag angesteckten Roten Nelken an, dem Symbol des Kampfes der Arbeiterbewegung und des Bekenntnisses zu Sozialismus und Kommunismus und zweitens auf das „berühmte“ Versprechen des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Als Herausgeber lässt Harry Popow einstige DDR-Bürger mit ihren Erinnerungen und ihren Haltungen zum heutigen kapitalistischen Deutschland in zahlreichen Mails und persönlichen Texten zu Wort kommen.

Sie sind Nach- und Vordenker in einem. Sie stehen für ehrliche einstige DDR-Bewohner. Für ihr Wollen, ihren Ehrgeiz, ihren Mut, ihre Hingabe für ein neues und demokratisches Deutschland, mit all den noch unbewältigten Problemen des täglichen Lebens. Sie schweigen nicht. Denn es ist „Hohe Zeit“, da all die kühnen Ideen, die Motive für eine bessere Menschenwelt aus der Gruft der Vergessenheit herbeigerufen werden müssen.

Keine der in der DDR erlebten Widersprüche warf überzeugte Bürger und Humanisten aus der Bahn, weder psychologische Ungereimtheiten noch politische Kurzsichtigkeiten. Im Mittelpunkt der Motivation der Textbeiträge stand und steht die Verteidigung des Friedens, an der der Herausgeber auch persönlich 32 Jahre lang seinen Anteil hatte. Das Bemühen und das Engagement aller User und Autoren münden in der nachdenklichen Frage, ob die jetzige Beschaffenheit der Gesellschaft etwa das Nonplusultra sein soll…

Das Buch gliedert sich in fünf Abschnitte: Beginnend mit einem Essay, in dem die zunehmende geistige Leere in den Medien und in den Köpfen mancher Leser und Hörer bedauernd gegeißelt wird, werden im zweiten Abschnitt „Bekennendes Netz-Geflüster“ Mails, die unter Gleichgesinnten zu aktuellen Problemen ausgetauscht wurden, veröffentlicht. Vertiefend kann der Leser unter „Unvergessene Blütenpflege“ von persönlichen Erinnerungen erfahren. „Randglossen“ nehmen Bezug auf aktuelle politische und kulturelle Ereignisse in der BRD und in der Welt. Bevor der Herausgeber im Epilog den Zusammenhang zwischen angestrebten Friedenswünschen und realen Gefahren für das friedliche Miteinander Fazit ziehend erörtert, veröffentlicht er einige von ihm geschriebene Buchtipps zu ausgesuchten politisch kritischen Sachbüchern. Bei „Erlesenes“ lässt er seine Leser teilhaben an treffenden literarischen Zitaten, die aus der Sicht von Autoren und Schriftstellern das Menschsein in der Gesellschaft beleuchten und dazu auffordern, sich gegen die Unbilden menschlicher Verwerfungen zu stemmen. Er nennt dies „Durchbruch durch acedia.“ Von ihm stammen seit etwa 2011 über 80 Buchrezensionen zu kritischen Sachbüchern, veröffentlicht vor allem in der Neuen Rheinischen Zeitung, in der Linken Zeitung (online) und in ausgewählten sozialen Netzwerken.

Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor Harry Popow noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 als Zugführer, Politstellvertreter und Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 hatte er mit seiner Frau Ingrid seinen festen Wohnsitz in Schweden. Seit 2005 leben sie in Schöneiche bei Berlin.

Harry Popow: „EISZEIT-BLÜTEN. ROTE-NELKEN-GRÜßE AUS BLÜHENDEN LANDSCHAFTEN“, Taschenbuch: 508 Seiten, Verlag: Independently published (17. September 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 1549766864, ISBN-13: 978-1549766862, Größe und/oder Gewicht: 14 x 3,2 x 21,6 cm, Preis: 12,50 Euro
https://www.amazon.de/EISZEIT-BL%C3%9CTEN-ROTE-NELKEN-GR%C3%9C%C3%9FE-AUS-B
L%C3%9CHENDEN-LANDSCHAFTEN/dp/1549766864/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=150
8245074&sr=1-1&keywords=EISZEIT-BL%C3%9CTEN

Bisher veröffentlichte Bücher

Harry. Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3

Harry Popow: „WETTERLEUCHTEN - Platons streitbare Erben haben das Wort". Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro,
https://www.epubli.de/shop/buch/WETTERLEUCHTEN-Harry-Popow-9783737580656/48
924


Eckhard Lange, (Ghostwriter und Urheber: Harry Popow): „Zwischen Start und Landung, Gelebt-gearbeitet-geflogen“, ein Lebensbericht, , 168 Seiten, Preis: 17,50 Euro – Versandkostenfrei, Juli 2013, Druck und Verlag: dbusiness.de Digital Business and Printing Gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, E-Mail: greifswalder@dbusiness.de oder info@dbusiness.de , www.copyhouse.de, Telefon: 030 44650342. Buchbestellungen bitte über die email Adresse info@copyhouse.de.

Harry Popow: "Im Stillen Park der untoten Seelen. Tamaras Notizen – auf der Spur von Träumen und ungeweinten Tränen", AAVAA-Verlag, 1. Auflage 2016, Umschlaggestaltung AAVAA Verlag, Coverbild: Harry Popow, 335 Seiten, Taschenbuch, ISBN: 978-38459-1956-0, Preis: 11,95 Euro, Hohen Neuendorf b. Berlin, Neuerscheinungen im Juni: http://www.aavaa.de/Im-Stillen-Park-der-untoten-Seelen , Postadresse: Birkenwerderstraße 8, 16562 Hohen Neuendorf, OT Bergfelde, Fax: 49-3303-518 24 49

Harry Popow: "DÄMMERZEIT. EIN KESSEL STREITLUST", epubli-Verlag. Taschenbuch, Format DIN A5, 204 Seiten, ISBN: 978-3-7375-3822-0, Preis: 11,99 Euro, zu bestellen: http://www.epubli.de/shop/buch/D%C3%84MMERZEIT-Harry-Popow-9783737538220/52
205, Telefon: 030/ 617 890 200

Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch: 356 Seiten, Verlag: epubli; Auflage: 1 (22. Dezember 2016), Sprache: Deutsch, ISBN10: 3737538301, ISBN-13: 978-3737538305, Preis: 19,99 Euro

Harry Popow: „Das Schwedenhaus. Abgehauen in die Stille – Persönliche Lebensbilder“, Taschenbuch: 183 Seiten, Verlag: AAVAA Verlag (1. April 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3845922443, ISBN-13: 978-3845922447, Preis: 11.95 Euro, Direktbestellung: http://www.aavaa.de/Das-Schwedenhaus
 
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Thema: Buchvorstellung: Das Schwedenhaus
haselow

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Buchvorstellung: Das Schwedenhaus 11.03.2017 19:03 Forum: Off-Topic


Buchvorstellung (Vorankündigung, Veröffentlichung ab 01. April 2017), haselow:

Das Schwedenhaus

Abgehauen, aber nicht geflüchtet

Warum haut ein Mann mit seiner Frau sechs Jahre nach der sogenannten Wende in der DDR einfach ab – nicht in den Westen, sondern nach Norden, in die Stille der schwedischen Wälder?

Die Antwort findet der Leser in einem Erinnerungsbuch mit dem Titel „Das Schwedenhaus“. Der Autor Harry Popow motiviert in seinen Tagebuchnotizen sein Weggehen als eine demonstrative Abkehr von einem neuen kapitalistischen Großdeutschland. Und keine der in der DDR erlebten Widersprüche warf den überzeugten Humanisten aus der Bahn, weder psychologische Ungereimtheiten noch politische Kurzsichtigkeiten. Im Mittelpunkt der Motivation des Autors stand und steht die Verteidigung des Friedens, an der er persönlich 32 Jahre seinen Anteil hatte. Das Bemühen und das Engagement des Autors mündet schließlich in der nachdenklichen Frage, ob das Jetzige etwa das Nonplusultra sein soll …


Er, der den Krieg noch als Kind hat erleben müssen und der sich voller Überzeugung im DDR-Alltag als Offizier der NVA einbrachte und die aggressive Vereinnahmung der DDR ohne Volksbefragung mit wundem Herzen überstand, suchte mit seiner Frau Zuflucht in der Einsamkeit der nordischen Landschaft. Niemand trieb sie, keiner wurde steckbrieflich gesucht, keiner verunglimpft. Mit seinem Buch will er dem Vergessen und der Delegitimierung der DDR seine persönlichen Erlebnisse und Erkenntnisse entgegensetzen, denn, so in einem Schreiben des „Erinnerungsbibliothek DDR e.V.“, man sei überzeugt davon, „dass das letzte Kapitel unserer Existenz noch nicht geschrieben ist“.

Episoden aus dem Dorfleben, so z. B. bei Mitsommerfesten, bei der Geburtstagsfeier einer siebzigjährigen Schwedin, beim Dorfball in Orrefors und bei Wanderungen und bei vielen Freundschaften mit den Schweden machen den Alltag und die feierlichen Momente in der schwedischen „Stille“ nachvollziehbar, spannend und lesenswert.

Nach der Rückkehr nach Deutschland im Jahre 2005 - mit dem Erschrecken über neue Gefahren für den Frieden - schreibt Harry Popow über 70 Buchrezensionen zu kritischen Sachbüchern, die allerdings in den bürgerlichen Medien keine Freunde finden.

Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 als Zugführer, Politstellvertreter und Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR.

Harry Popow: „Das Schwedenhaus. Abgehauen in die Stille – Persönliche Lebensbilder“, Taschenbuch: 183 Seiten, Verlag: AAVAA Verlag (1. April 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3845922443, ISBN-13: 978-3845922447, Preis: 11.95 Euro.
Direktbestellung bzw. Vorbestellung unter: http://www.aavaa.de/Das-Schwedenhaus


Leseprobe

Epilog

„Helle, dem Morgendämmern vorauseilende Lichtflecke huschten über das ebene Land.“

Worte voller Poesie! Sie schrieb Tschingis Aitmatow in seiner wunderschönen Novelle „Dshamila“. (Nachzulesen in „Tschingis AITMATOW“, Verlag Volk und Welt, Berlin 1974, S. 102.)

Warum kamen mir gerade diese Worte in den Sinn? Damals, als ab 1989 die Republik starb und mit Mann und Maus an die Gestrigen der Geschichte verscherbelt wurde? Was sollte denn da über uns kommen? Vollere Geschäfte? Freiheit? Mehr Demokratie? Welche, bitte schön und für wen? Viele waren geflüchtet ins angebliche Schlaraffenland. Und wurden später bitter enttäuscht. Eine neue Morgendämmerung war sozusagen über Nacht in sehr weite Ferne gerückt. Es nahten verrückte Ohne-Ziel-Zeiten, ohne weitreichende Inhaltsansprüche und mit zunehmend triumphierender Mittelmäßigkeit. Man konnte das ahnen. Deshalb dachten auch der Autor und seine Frau ans Weggehen. Aber nicht nach Westen, sondern in den Norden. In die Stille der nordischen Wälder. Es war keine Flucht, es war eine demonstrative Abkehr von einem neuen kapitalistischen Großdeutschland …

„Das Schwedenhaus“ - Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten berichtet der Autor von wunderbaren Erlebnissen in Schweden. Es sind Tagebuchaufzeichnungen von interessanten Begegnungen mit den Ortseinwohnern, von gemeinsamen Feiern, von herrlichen Seen und Wäldern... (Siehe auch das Buch mit dem Titel „In die Stille gerettet“)

Im Teil zwei mit der Überschrift „Rückkehr in ein fremdes Land“ nach neun Jahren Schwedenaufenthalt geht es um den noch intensiver erlebten bundesdeutschen Alltag: Zunehmende politische Interessenlosigkeit, immer größere Lücken im geistigen Kunstbetrieb, Substanzlosigkeit in Zeitungen und im Fernsehen. Gespräche drehen sich selten um politische Themen, manche Leute stößt man damit vor den Kopf, gar nicht zu sprechen von kritischer politischer Sachliteratur.

Mit großem Vergnügen schreibt der ehemalige DDR-Diplomjournalist und Mitarbeiter in der Redaktion der Wochenzeitung „Volksarmee“ von nun an Rezensionen zu kritischen politischen Sachbüchern und veröffentlicht sie auf online Plattformen. Zu erinnern ist - um nur einige Beispiele zu nennen - an solche hervorragende aufklärerische Lektüre wie „No way out“ (Hrg. Hermann L. Gremliza), „Euroland wird abgebrannt. Profiteure, Opfer, Alternativen“, (Lucas Zeise), „Wir sind der Staat“ (Daniela Dahn), „Lob des Kommunismus“ (Hrsg. Wolfgang Beutin, Hermann Klenner, Eckart Spoo) oder gar „Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient“, (Jürgen Grässlin) und viele andere Bücher, die zu rezensieren waren und noch sind.

Klar, Unruhe stiftende politische Bücher sind nicht allein der Stein der Weisen, so bilden sie doch – Sandkorn für Sandkorn, und es werden immer mehr – einen langsam ansteigenden Damm gegen Verdummung und Ablenkung von wesentlichen gesellschaftlichen Fragen.

Der Rezensent schreibt was das Zeug hält, was ihm auf der Seele brennt, was ihn freut, was ihn empört – und keiner behindert ihn. Keiner redigiert, keiner verwirft. Da steht er nun – gemeinsam mit anderen interessierten Usern – nahezu allein auf weiter Flur. Im Netz fliegen sie herum, die kratzbürstigen Anmerkungen, setzen sich mal hier und mal dort fest. Und wenn dann hin und wieder ein sehr aufmerksamer User sich für die geistige Bereicherung bedankt – dann sind das Geschenke, für die es sich lohnt, weiterzumachen, sich nicht zurückzuhalten, aktiv zu bleiben, wie es so viele tun.

In einem Brief des Vereins „Erinnerungsbibliothek DDR“ e.V vom Oktober 2016 an die Mitglieder heißt es u.a.: „Als vor annähernd fünf Jahren die Idee geboren worden ist, Autobiographien von Frauen und Männern aus der früheren DDR zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten, konnte niemand vorausahnen, welche Dimension dieses Vorhaben annehmen würde. Wir wussten nicht, dass es ein so überwältigend großes Interesse gab, selbst Erlebtes zu konservieren, damit auch weit nach uns kommende Generationen Kenntnis von dem erhalten, was die DDR war, warum man stolz sein kann, an diesem bisher einmaligen Projekt in der deutschen Geschichte mitgewirkt zu haben und worin die Ursachen für sein letztendliches Scheitern zu suchen sind.“ Es wird darüber informiert, dass der Verein insgesamt über 900 Titel zu verzeichnen hat, die auch im Bundesarchiv verewigt sind. Auch sei der Verein als Mitglied des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden e.V. (OKV) aufgenommen worden (www.okv-ev.de) Abschließend heißt es in diesem Brief: „Wir sind überzeugt davon, dass das letzte Kapitel unserer Existenz noch nicht geschrieben ist. Dabei hoffen wir weiterhin auf Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.“
Der Verein ist unter folgender Mailadresse zu erreichen: www.erinnerungsbibliothek-ddr.de


Weiteres kürzlich veröffentlichte Buch von Harry Popow:

Der Schütze von Sanssouci

Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch: 356 Seiten, Verlag: epubli; Auflage: 1 (22. Dezember 2016), Sprache: Deutsch, ISBN10: 3737538301, ISBN-13: 978-3737538305, Preis: 19,99 Euro
epubli GmbH - Print-on-Demand & Self-Publishing
Verlagsadresse: Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin
Telefon des Verlages: 030 6178900
http://www.epubli.de/shop/buch/Sch%C3%BCtze-von-Sanssouci-Harry-Popow-97837
37538305/59563

oder:
Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch, 356 Seiten, Farbfotos, Druck und Verlag: dbusiness.de gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, ISBN 978-3-94683-729-9, Copyright © 2016, Email: info@dbusiness.de, www.dbusiness.de, Bestelladresse: http://www.shop.dbusiness.de/article/show/der-schuetze-von-sanssouci , Preis: 12,95 Euro
 
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Thema: Buch-Tipp Psychologische Kriegsführung
haselow

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Psychologische Kriegsführung 11.03.2017 18:58 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Elias Davidsson: Psychologische Kriegsführung und gesellschaftliche Leugnung. Die Legende des 9/11 und die Fiktion der Terrorbedrohung

Verdächtige gesucht

Buchtipp von haselow

Treibt die „Terrorfiktion“ immer neue Blüten? Denn dem Vernehmen nach sollen Teilnehmer der Demonstration gegen die Münchener Sicherheitskonferenz vom 17. bis 19. Februar 2017 wegen ihrer Forderung „Frieden statt NATO - Nein zum Krieg“ ab sofort unter den „Verdächtigen“ verortet werden. Herr Biedermann zum Beispiel, nennen wir ihn mal so, fiel bislang nicht als politischer Aktivist auf. Nun aber doch. Als Protestant! Schon ist er verdächtig. Und „ein Verdächtiger ist für den Ermittler bereits ein Feind“. Diese Feststellung trifft der Autor Elias Davidsson auf Seite 321 in seinem aufsehenerregenden Buch „Psychologische Kriegsführung und gesellschaftliche Leugnung. Die Legende des 9/11 und die Fiktion der Terrorbedrohung“.

Herr Biedermann, der bislang an die offizielle amerikanische Version eines Terroranschlags durch den Islam und den Gehirnwäsche betreibenden Leitmedien brav geglaubt hatte, wirft ebenso wie diese ebenso den Ungläubigen, den Wahrheitssuchenden, den Nachdenklichen, den Kritikern der 9/11-Legende an den Kopf, sie würden Verschwörungstheorien verbreiten, sie wären Spinner, Antisemiten, Antiamerikaner und dergleichen mehr.

Zu den Fakten: Der Autor zielt darauf ab, Aufklärung zu betreiben „zur Bewahrung des Rechtsstaates, des Friedens und für eine gerechtere Gesellschaftsordnung“. ( S. 21) Die Neubetrachtung des 15 Jahre zurückliegenden Ereignisses sei umso wichtiger, als es bis heute „unser Leben auf vielerlei, uns oft nicht bewusste Weise prägt“, zumal der damalige US-Präsident George W. Bush verkündete, dass dieser Kreuzzug gegen den Terror noch lange dauern werde. (S. 15)

Zunächst nimmt Elias Davidsson auf 139 von insgesamt 534 Seiten den sachlichen Hergang des Anschlags unter die Lupe. Detailliert stellt er der offiziellen Darstellung die unbewiesenen Fakten beim Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Centers (WTC) entgegen, was einer präzisen durchgeführten gerichtlichen Untersuchung gleichkommt. Es geht um die nicht bewiesene Täterschaft, um nicht gefundene Triebwerke, um unerkannte Typen der Flugzeuge, um Rätsel beim Einsturz der Türme, um unbeglaubigte Passagierlisten. Und, und, und...

Diesen inszenierten größten Massenmord in der Geschichte der USA, so der Autor, ist als logische Folge eines aggressiven Hegemoniestrebens zu verstehen. So verweist der Publizist mit vollem Recht auf die im Vorfeld des 9/11 Offenbarungen von Vertretern der Macht. Vor dem Hintergrund des Verschwindens der Sowjetunion eröffneten sich für die USA neue und verlockende Möglichkeiten, „um ihren globalen Einfluss zu stärken“. (S.35) Angeführt werden Äußerungen u.a. des Generals Alfred M. Gray: „Die wachsende Unzufriedenheit der unterentwickelten Welt über die Kluft zwischen reichen und armen Nationen wird einen fruchtbaren Nährboden für Aufstände erzeugen. Diese Aufstände haben das Potenzial, (…) unseren Zugang zu wichtigen wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen zu gefährden.“ (S. 36) Ungewöhnlich offen auch diese Aussage von Thomas Friedman, ehemaliger Berater von Außenministerin Madeleine Albright: “(...) Die unsichtbare Hand des Marktes wird niemals ohne die versteckte Faust regieren...“ (S. 37)

Wenn der Autor auf die Vorherrschaftsbestrebungen der USA verweist als Ursache für die verstärkte Mobilisierung gegen den von den Eliten geschürten Terrorismus, dann kommt er nicht umhin, den Blick der Leser auf die langfristigen Interessen der Hochfinanz und der Wirtschaft zu lenken. (S. 291) Was die deutschen Machthaber betrifft, so zitiert Elias Davidsson Ulla Jelpke von der Linksfraktion des Deutschen Bundestages: Nicht die „Abwehr von Terroranschlägen, sondern die Niederschlagung sozialer Protestbewegungen in der Zukunft“ seien die wahren Gründe für neue Vorstöße zum Einsatz des Militärs im Inland. (S. 327) Auf Seite 207 resümiert der Autor, dass die sogenannte Terrorismusbekämpfung nur ein Vorwand ist für den Abbau der Demokratie, für massive Überwachung und Manipulation, für Militarisierung und globale Raubzüge, für „eine allmähliche Einführung einer neuen Art des Faschismus“. (S. 207)

Elias Davidsson empfiehlt am Schluss seiner außerordentlich inhaltsschweren Analyse der Unhaltbarkeit der These von der Bedrohung der westlichen Wertegemeinschaft durch den islamistischen Terrorismus eine Therapie: Es geht ihm um Aufklärung, um Wahrheit, um Transparenz, um Forderungen an die Medien, an die Strafjustiz. (In den sechs Anhängen finden sich zum Beispiel eine Liste mit namentlich genannter Journalisten, die unbewiesene Behauptungen in Bezug auf 9/11 veröffentlicht haben.)

Das Geflecht von Manipulation, unterlassener Berichterstattung bis zur Lüge, ausgehend vom Finanzkapital, über die Politik bis zur Justiz, zu den bürgerlichen Medien und der akademischen Elite jedoch nur anzuprangern, diese Institutionen mit Appellen an die Vernunft nur bitten will, sich zu korrigieren, dann kann man vergeblich auf Veränderungen hoffen. Dann klingt das wie ein Gebet, die da oben mögen eine Einsicht haben und ihr Marktgehabe um des Profits und um der imperialistischen Herrschaft willen einschränken und den Menschen endlich Frieden bescheren.

Der bislang nahezu unpolitische Herr Biedermann ist mehr für´s Handfeste. Für Streiks und friedliche Demonstrationen wie jüngst die in München. Es kann sein, dass er dabei in Kauf nimmt, zum „Verdächtigen, wenn nicht gar zum Gefährder“ gestempelt zu werden. Sollen auf diese fiese Art und Weise Aktivitäten gegen Krieg und Kriegsgeschrei im Keime erstickt werden, so mag sich Herr Biedermann fragen. Zuzustimmen ist deshalb auch der Mahnung auf Seite 19, der Marsch in den Untergang müsse gestoppt werden. „Dazu müssen alle Friedenskräfte und alle vom Imperialismus bedrohten Staaten zusammenarbeiten – für Frieden und Völkerverständigung in einer multipolaren Weltordnung, einer Welt von Gleichen.“

Im Übrigen: Nach der Drucklegung dieses Buches nahm in Übersee ein neuer Präsident das Steuer in die Hand und stiftet Verwirrung oder auch Hoffnung, je nach der jeweiligen politischen Sicht. Gehört auch er zu den Verdächtigen?

Nach dem Lesen schüttelt man entsetzt den Kopf. Was da der Publizist Elias Davidsson faktenreich zu Papier bringt, lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen. Anzuraten ist aus diesem Grunde diese gesellschaftskritische und für das aktuelle Geschehen hochwichtige Lektüre für alle, die den Zusammenhang zwischen 9/11 und dem sich verstärkenden Krieg der multinationalen Konzerne gegen das Menschenrecht nach einer friedlichen Welt besser verstehen und danach handeln wollen. Der Autor wird so seinem Anliegen gerecht, darüber aufzuklären: Terroristen können keinen Staat besiegen und der Staat den Terrorismus nicht durch Kriege. Leider spricht der Autor in seinem Buch die zur Veränderung bereiten Schichten der Arbeiterklasse und zunehmend auch der Mittelschichten nicht direkt an. Herr Biedermann tut deshalb das Seine. Alles in allem: Ein herzliches Dankeschön an Elias Davidsson.

Elias Davidsson: Psychologische Kriegsführung und gesellschaftliche Leugnung. Die Legende des 9/11 und die Fiktion der Terrorbedrohung, Taschenbuch: 534 Seiten, Verlag: Zambon Verlag (18. Januar 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3889752527, ISBN-13: 978-3889752529

Erstveröffentlichung in der Neuen Rheinischen Zeitung

Zwei der neuesten Bücher des Rezensenten:

Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch: 356 Seiten, Verlag: epubli; Auflage: 1 (22. Dezember 2016), Sprache: Deutsch, ISBN10: 3737538301, ISBN-13: 978-3737538305, Preis: 19,99 Euro
epubli GmbH - Print-on-Demand & Self-Publishing, Postadresse: Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin, Telefon: 030 6178900
Direktbestellung:
http://www.epubli.de/shop/buch/SchC3%BCtze-von-Sanssouci-Harry-Popow-978373
7538305/59563



Harry Popow: „Das Schwedenhaus. Abgehauen in die Stille – Persönliche Lebensbilder“, Taschenbuch: 183 Seiten, Verlag: AAVAA Verlag (1. April 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3845922443, ISBN-13: 978-3845922447, Preis: 11.95 Euro,
Direktbestellung: http://www.aavaa.de/Das-Schwedenhaus
Veröffentlichung am 1. April 2017
 
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Thema: Die Abschaffung der Demokratie
haselow

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Die Abschaffung der Demokratie 03.02.2017 10:09 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Wolfgang Bittners Satire-Buch „Die Abschaffung der Demokratie“

Scharf gewürzt

Buchtipp von Harry Popow

Wenn unser noch amtierender oberster Staatshäuptling Deutschland vollmundig als die beste Demokratie in der Geschichte preist, kann man sich nur an den Kopf fassen. Nicht ohne Grund werden sich deshalb viele Leser gern darauf einlassen, wenn eine derart unreflektierte Schönfärberei entlarvt wird und der Kaiser plötzlich ohne Kleider dasteht.

Das passiert in Wolfgang Bittners Buch „Die Abschaffung der Demokratie“, einer kräftig gewürzten satirisch-literarischen Attacke auf die alltäglichen Unwägbarkeiten in der Postdemokratie und auf die gefährlichen Machenschaften der Kapitaleliten. Damit steht Wolfgang Bittner in der Tradition von Kurt Tucholsky und Erich Kästner, die die Warnzeichen ihrer Zeit fest ins Visier genommen haben. Damals wie heute ein Anrennen gegen die Wand? Keineswegs, denn im Nichtstun erstickt Menschlichkeit. Wer will das bestreiten?

In meist kurzen, zupackenden Polemiken, Glossen und satirischen Texten führt der Autor den Lesern die Schwächen und Widersprüche des menschlichen Daseins in Zeiten der Vorbereitung neuer Kriege vor Augen. Ebenso scharfkantig weist er auf die Menschlichkeit absorbierende Wirklichkeit hin, auf die weltweiten inhumanen Verhältnisse, in denen die Gattung Mensch zu ersticken droht, trotz Vernebelung, Beschwichtigungen und gelegentlicher Zückerli, die das Establishment stets parat hat, um das Volk bei Konsumfreude und – wenn es beliebt – bei Kriegslaune zu halten.

Das Buch besteht aus vier größeren Abschnitten und aus insgesamt über zweihundert politisch scharfsinnigen, immer eine Überraschung bereithaltenden Beiträgen. Oft nur ironisch andeutend, dann wieder in überspitzter und damit wirkungsvoller Weise, kommt der Autor zum Wesentlichen. Das tut dem Leser und seiner intellektuellen Aufnahmebereitschaft gut und macht das Buch zu einem Lesevergnügen, wie es bei diesem politisch profilierten Schriftsteller und promovierten Juristen nicht anders zu erwarten war, der u.a. das sehr erfolgreiche Buch „Die Eroberung Europas durch die USA“ geschrieben hat.

Gleich zu Anfang seines Satirebuches steht eine Eloge auf die US-Eliten als vermeintliche Friedensstifter, weil sie die Kapital- und Energiemärkte und den zwischenstaatlichen Warenaustausch regulieren und uns militärisch schützen. Zugespitzt heißt es: „Vielleicht gelingt es mithilfe unserer Freunde demnächst ja doch noch, die Schmach von Stalingrad zu tilgen“ (S. 17-18). (Ob sich mit Trump nun wirklich etwas zum Besseren wendet, bleibt abzuwarten.)

Mitunter ist es schwer, bei ernsthaften politischen Themen das entlarvende Gegenargument anzubringen, denn Lächerlichkeit zu inszenieren will gekonnt sein. Aber das gelingt dem Autor auf vielfältige Weise. Wenn er die Formulierung „laut Aussagen von...“ benutzt, ist Aufmerksamkeit geboten. Manchmal heißt es auch: „Wie aus ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet …“ Dann geht es zur Sache. Treffend und originell ist auch die Satire über die Wiedergeburt habgieriger Manager oder korrupter Politiker, in der zum Beispiel die Betreiber riskanter Ölförderungsanlagen nach ihrem Ableben als „ölfressende Bakterien“ ihre Sünden abarbeiten müssen (S. 19).

Mit sehr spitzer Feder nimmt der Autor die Schwächen und Unvorhersehbarkeiten menschlichen Daseins aufs Korn, die dem marktwirtschaftlichen und globalisierten Neoliberalismus geschuldet sind. Nachdem er auf die Verbrüderung der Schafe mit den Wölfen eingeht – man weiß sofort, was gemeint ist –, prangert er die Auswirkungen dieser untauglichen Vereinigung an (S. 24-25). Er parodiert die Welle der Privatisierungen auf immer mehr Gebieten, die zunehmende Überwachung und Kontrolle sowie die zahlreichen Bestrebungen, aus den Bürgern höhere Steuern herauszupressen. Der „Fürsorgestaat“, der keine Grenzen kennt, erlegt – dem Vernehmen nach – Autofahrern und sogar Fußgängern eine Schutzhelmpflicht auf. Und in der Satire „Unternehmensberatung für Jungunternehmer“ empfiehlt Wolfgang Bittner aufstrebenden Profiteuren in der Maskeradengesellschaft, sich mit den Honoratioren der Stadt zu verbrüdern, sich bei Einladungen und Partys nicht lumpen zu lassen und die eigene Kreditwürdigkeit durch Geldtransaktionen von einem Konto aufs andere zu steigern. Dazu gehört dann noch, Medien zu beeinflussen, Konkurrenten auszuschalten und schließlich den Mitarbeitern vorzutäuschen, allen gehöre alles zu gleichen Teilen. Wichtig dabei: „Schulabschlüsse, Ausbildung, eventuelle Studien sind sekundär, auf den Willen kommt es an“ (S. 79).

Eine volle Breitseite bekommt die vom Markt gesteuerte „Persönlichkeitsentwicklung“ ab: der Wahn des Shoppens. Hin und wieder fällt das Wort „gehobene Verdienstklasse“, zu der jene gehören, die sich vor allem mit materiellem Besitz brüsten und so ihren „menschlichen Wert“ bezeugen wollen.

Alles in Allem: Anspruch und Wirklichkeit klaffen im Zuge der Manipulationstechniken der „Qualitätsmedien“ immer mehr auseinander. Leidtragende sind die geistig verarmenden Menschen, die dem Konsum erliegen, vereinsamen oder sozial auf der Strecke bleiben, die von demokratischer Mitbestimmung ausgenommen sind oder davon gar nichts wissen wollen. Das wird in vielen dieser Geschichten deutlich.

Für Leser, die sich vor allem von pfiffigen Ideen, listigen Übertreibungen, angriffslustiger Polemik und vom Lächerlichmachen der Zeitumstände angesprochen fühlen, ist dieses Satirebuch ein Gewinn, ein Erkenntnis-Erlebnis. Wenn manche Leser sich in ihrem Denken und Verhalten wiederfinden, so liegt das sicherlich in der Absicht des Autors, weist er doch vollen Ernstes und mit viel Fabulierungsspaß nach, dass Demokratie – wenn sie überhaupt vorhanden war – in die Binsen geht.

Wie aus ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, soll dieses scharf gewürzte Buch der Seitenhiebe auf eine überlebte Gesellschaft nach der nächsten Bundestagswahl als Anregung und offizielle Vorlage für neue Regierungsvisionen zur Verfügung stehen. Bis dahin herrscht allerdings darüber ein Redeverbot. „Demokratie“ in Aktion!

Wolfgang Bittner, „Die Abschaffung der Demokratie“, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-86489-167-0, 224 Seiten, 16,-- Euro.

Erstveröffentlichung in der Neuen Rheinischen Zeitung: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23506

Rezensenten-Info: Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch, 356 Seiten, Farbfotos, Druck und Verlag: dbusiness.de gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, ISBN 978-3-94683-729-9, Copyright © 2016, Preis: 12,95 Euro, Email: info@dbusiness.de, www.dbusiness.de, Bestelladresse:
http://www.shop.dbusiness.de/article/show/der-schuetze-von-sanssouci
 
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haselow

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Ein Schützendasein 13.01.2017 15:16 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“ - Harry Popow

Ein Schützendasein

Buchtipp von Elke Bauer


Ehrlicher geht es nicht. In diesem biographischen Bericht erfahren wir die Gedanken eines Zeitzeugen, eines Offiziers der NVA, der drei gesellschaftliche Etappen der deutschen Geschichte durchlebte:
- Faschismus, dargestellt an den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges,
- 40 Jahre DDR - vom Optimismus der Aufbaujahre bis zum Unvermögen, den Staat mit den hochgesteckten Zielen zu erhalten,
- und der Wende/ Nachwende als Negation seines bisherigen Lebens- und Menschenbildes.


Durch die kritische Sicht auf das neue Staatsgebilde BRD sowie durch persönliche Erlebnisse und Begegnungen lernte er die durchlebte und erkämpfte Zeit im Staat DDR noch mehr schätzen und steht zu ihr - trotz alledem. Das bedeutet aber nicht, dass er das Leben in der DDR und die staatliche Ordnung nicht kritisch hinterfragt hätte und Erscheinungen, die zum Ende der DDR führten, nicht benennt. So entwirft er anhand seiner Biografie, seiner Erlebnisse und persönlichen Auseinandersetzungen ein realistisches Bild vom kleinen Land mit den hohen Ansprüchen. Damit bekommt der Leser ein Erinnerungsbuch in die Hand, das ihn zum: "Ach ja, so war es - war das alles schlecht?" sowohl in Ost, als auch wegen seiner Aufrichtigkeit in West bringt. Man denke an: "Es höre jeder auf die Flüsterungen der Geschichte" (Antoine de Saint - Exupery).

Mahnende Worte von Bertolt Brecht "Zum Volkskongress für den Frieden" (Wien 1952) sind der sinngebende Ausgangspunkt für des Autors Erkenntnisse und Bekenntnisse. Mit der Schilderung seines Lebens, der letzten Kriegsjahre, die er gebeutelt erleben musste, der Evakuierung und der Rückkehr nach Berlin 1945, die Bemühungen der Eltern, an der Gestaltung des neuen Deutschlands mitzuwirken, benennt er die Probleme der Zeit und seine heutige Sicht darauf. Er erlebte die Leistungen seiner Mutter als Dolmetscherin (sie lebte seit 1934 als gebürtige Russin in Deutschland) beim Bau des Treptower Ehrenmals (stolz, sie in der Krypta abgebildet zu sehen), als Personalleiterin und Dolmetscherin bei der SDAG Wismut in Aue und Schwarzenberg im Erzgebirge, ihre Stationen als Dolmetscherin in Berlin und Dresden, als Dozentin in Merseburg.
Er malt sehr plastisch und wahrhaftig das Bild des Neubeginns, immer dargestellt an den Handlungen seiner Familie, Freunde und Kollegen ohne in Phrasen zu verfallen. Seine Erinnerung an diese Zeit führt er weiter in seinem biografischen Bericht von der Entwicklung als Bergwerklehrling – auch unter Tage - in Zwickau, seiner beginnenden Ausbildung zum Geologen in Schwerin. Diese bricht er ab, als man ihn "überzeugt", in die KVP, später NVA einzutreten.

Viele Stationen des Armeelebens an den verschiedensten Standorten in der DDR, sein Fernstudium der Journalistik an der Leipziger Karl-Marx-Universität, der Tätigkeit als Diplomjournalist im Offiziersrang an Zeitungen der Armee, sie sind fest eingebettet in das Leben der DDR-Gemeinschaft. So entsteht ein Kaleidoskop des gesellschaftlichen Gefüges in der DDR. Bewusst reiht er sich als „Schütze“ in die große Schar der Verteidiger des Sozialismus in der DDR ein, indem er im Klappentext darauf verweist, dass bereits über 900 Ehemalige und aktive DDR-Bürger ihre Erinnerungen als wertvolle Spuren in die Vergangenheit zu Papier gebracht haben. Das macht das Buch so umfassend.

Nach insgesamt 32 Dienstjahren in der KVP/NVA geht er zum Fernsehen der DDR als journalistischer Berater.

Nicht vergessen sollte man den Untertitel "Das Leben mit einer Göttin". Seine Göttin im Focus, nimmt er die wichtigste Bezugsperson in seine Schilderung auf - Cleo, seine große Liebe. Sie steht in allen Lebenslagen schön und klug an seiner Seite, sie erlebte seine Kämpfe mit, erduldend und duldend, aber auch mit kritischen Hinweisen, treu und Freude bringend, die Familiengeschicke beeinflussend.

Das bedeutete auch, drei Kinder, oft allein, groß zu ziehen, die in der Wendezeit bestanden und heute tüchtig ein selbstbestimmtes Leben führen. Dankbar stellt er diese Seite seines Lebens, die große Liebe und die Fürsorge für die Familie dar, ehrlich und offen. Dabei benennt er auch politisch haltlose Unterstellungen von verschiedenen „Genossen“, die ihm besonders gegen das Ende der DDR hin widerfuhren. Sehr lesenswert wird das Buch auch dadurch, dass er sich nicht als fehlerfreien Menschen, sondern sowohl als kritisch denkendes aber auch als kritisch handelndes Gesellschaftsmitglied darstellt.

Sein Weg nach der sogenannten Wende war steinig, er musste sich mit Minijobs durchschlagen, wie tausende andere Bürger ebenfalls, verließ mit seiner Frau 1996 für neun Jahre Deutschland und ging nach Schweden.

Seit 2005 lebt er wieder mit seiner Frau in der Nähe seiner Kinder in Deutschland, wurde Blogger und Hobbymaler, bespricht interessante politische Sachbücher und macht seine Leserschaft mit Abhandlungen aus linken Zeitungen bekannt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hält er in selbst verfassten Büchern und Essays fest.

Er beendet, wie immer, seine Bücher mit Originalmeinungen und Abhandlungen seiner User zu Zeitereignissen. Besonders erinnerlich ist mir die Erzählung vom "Der Mensch vor dem Supermarkt", die Abhandlungen "Lügenpresse", "Staatsferne" und "Ehe alles zerbricht".

Beigefügte private Fotos erhöhen die Authentizität des Buches. Es ist durch sein breites Spektrum des DDR - Lebens, ob seiner Ehrlichkeit und Vielfalt, interessanter Schauplätze und kritischer Sichten, eine sowohl unterhaltsame als auch nachdenklich machende Lektüre. Der Schütze steht hier für´s Ganze, poetisch erweitert durch das Bild des Bogenschützen von Sanssouci.


Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch, 356 Seiten, Farbfotos, Druck und Verlag: dbusiness.de gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, ISBN 978-3-94683-729-9, Copyright © 2016, Email: info@dbusiness.de, www.dbusiness.de, Bestelladresse:
http://www.shop.dbusiness.de/article/show/der-schuetze-von-sanssouci ,
Preis: 12,95 Euro


Zur Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin, ab 2011 in München lebend. (Dieser Buchtipp wurde mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin veröffentlicht.)
 
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Thema: Der legendäre T-34
haselow

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Der legendäre T-34 16.11.2016 19:31 Forum: Off-Topic


ALEX ist mein Freund. Reiner Zufall: Habe ihn per Mausklick im Internet kennengelernt. Etwas älter als ich. Mit einem ganzen Rucksack voller Erlebnisse und Erfahrungen. Ein einstiger DDR-Bürger, der sein Hirn noch voll in Gebrauch hat und – das vor allem – das Herz auf dem rechten Fleck. Mit seinem Einverständnis nehme ich gelegentlich diese oder jene Zeilen, die er mir per E-Mail sendet, in meinem Blog auf.

Seelower T-34 und die Karlshorster Panzer - Restauratoren

Lieber haselowy, hier mal ein Thema, das mich persönlich sehr berührt. Vor einigen Jahren lernte ich im NVA Forum RUDY kennen, einen Ex-Spremberger NVA-Panzermann und T-34 - Fan. Weil auch ich ein Ex-Spremberger Panzerfahrer war, aber das schon 1953, nahm ich zu ihm Verbindung auf. Gemeinsame Interessen, sie drehten sich in erster Linie um die berühmten T-34, führten zu ersten persönlichen Begegnungen hier in Berlin.

Heiz-Jürgen Voss, das ist RUDY, der diesen alias - Name nach RUDY aus der polnischen Fernsehserie "Vier Panzersoldaten und ein Hund " wählte, lud mich nach Karlshorst ins Deutsch-Russische Museum ein. Dort zeigte er mir mit seinen fleißigen Helfern Daniel Friedel aus Karlshorst und Christian Rauschenbach aus Schöneweide die von ihnen in ihrer Freizeit zur Besichtigung hergerichteten Panzerfahrzeuge.

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und mit ihnen auch sichtbare Veränderungen an den Ausstellungs-Panzern. Vor geraumer Zeit, vor dem 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über das faschistische Deutschland, unterhielt ich mich mit Voss über den Denkmalspanzer T-34/85 links neben dem Karlshorster Museum. Er sah nicht mehr gut aus.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung und am folgenden Tag des Sieges am 9. Mai 2015 sah der Panzer auf seinem Postament bereits wie ein neuer aus. Die Männer hatten ihn zu einem sehenswerten und inzwischen oft fotografierten Denkmal hergerichtet. Auch eine SU 100, das ist ein Sowjetischer Jagdpanzer, hatten die Männer so hergerichtet, dass zur Besichtigung am 9. Mai 2015 ab 10:00 Uhr bis Abends nach 20:00 Uhr die Zahl der diese Technik besichtigenden Menschen nicht enden wollte. Selbst um den nach 70 Jahren ausgebauten und verrostetetn Motor als Ausstellungsexponat riss die Zahl der Interessierten nicht ab. Viele ehemalige Sowjetbürger, Russen und natürlich neugierige Deutsche betrachteten, fragten, diskutierten, staunten und bewunderten die alte Technik. Und sie anerkannten die Anstrengungen zur Erhaltung des Andenkens an die Menschen, die mit diesen Waffen bis zum Sieg gekämpft hatten.

Ich habe meine Freunde gefragt, weshalb sie sich mit diesen alten Fahrzeugen, oft verschweißten und kaum oder nur schwer zu öffnenden Panzern so abmühen. Da spiegelten die Antworten nicht vordergründig technische Interessen wider. Die hohe Achtung für die Menschen, die mit und in diese Waffen lebten, kämpften, siegten oder oft auch qualvoll starben - das Erinnern daran hat die Restauratoren motiviert.

H.J.Voss erzählte mir ,was man fühlt ,wenn man beispielsweise nach so langer Zeit noch alte, verschlissene Uniformteile mit erkennbaren Blut- und Kampfspuren findet. Oder wenn man an diesen alten Panzern auch Spuren schwerer Beschädigungen durch Beschuß findet, die dem etwas sachkundigen Betrachter klar machen, dass da kaum jemand überlebte.
Das kann ich als ehemaliger T-34/76 -Fahrer nachvollziehen.

Diese Gedanken bewegten mich, als ich bei Facebook unter der Adresse http://www.histograf.de/t34-panzer-öffnen unter der Überschrift "Schau doch mal rein – T-34 geöffnet im Seelower Museum" den Text las und dort die Spuren von Heinz - Jürgen Voss und seiner Freunde bei Restaurierungsarbeiten am Seelower Panzer fand. Der soll genau so zur Besichtigung hergerichtet werden wie die in Berlin-Karlshorst hergerichteten Exponate.

Durch die Bekanntschaft mit Jürgen Voss und seinen Helfern habe ich meine Begegnung mit den von mir im September 1952 übernommenen T-34/76 mit der Fahrgestellnummer 150 148 niedergeschrieben und H.-J.Voss übergeben. Dank seiner Unterstützung und der Vermittlung durch Frau Andreewa vom Deutsch-Russischen Museum Karlshorst erfuhr ich, dass mein T-34 nach Angaben des Moskauer Panzermuseums vom Tag der Auslieferung aus dem Panzerwerk 183 in Nischni Tagil (Ural) am 9. September 1942 mit der Eisenbahn nach Wladimirskaja-Gebiet, Staion Kosterowo transportiert und dort in die 65. Panzerbrigade eingegliedert und kämpfend über Moskau bis nach Berlin gelangte. Berlin erreichte er im Bestand des 11. Korps. Auf diesem Kampfweg, der durchaus über die Seelower Höhen geführt haben kann, wurde er dreimal abgeschossen. Ich musste oft an die Besatzungen des Panzers denken. Ohne dass ich diese Menschen kannte. Es genügten schon dei Kampfspuren am Panzer, um diese Fahrzeuge ehrfürchtig zu behandeln. Ich bildete an und auf meinen T-34 junge Panzerfahrer zum Schutz der DDR aus.

Die Bewahrung dieser geschichtlichen Zeitzeugen sowohl durch den Fördervereins des Museums wie auch der freiwilligen ehrenamtlichen Helfer um Heinz - Jürgen Voss erfordert viel Arbeit, Zeit, Kraft und materiellen Aufwand. Aber auch materielle Unterstützung, Gas und Sauerstoff für die Schweißarbeiten, Rostlöser und anderes wird benötigt und zumeist von den Männern selbst organisiert. Viel Freizeit, privat zu tragende Kosten und auch physische Kraftanstrengungen sind erforderlich. Nicht zu vergessen: Die Bewunderung für die Ehefrauen und für ihr Verständnis, dass sie für diese ehrenamtliche Tätigkeit ihrer Männer aufbringen.

Allerdings befremdet mich im Beitrag von HISTOGRAF, dass die so bezeichneten "Waffen des Sieges" mit Häme als eine "großsprecherische Bezeichnug" charakterisiert werden. Das ist unnötig. Es kann die lobenswerten Anstrengungen des dortigen Fördervereins sowie die ihn unterstützenden Männer um H.-J.Voss nicht schmälern. Und die mit dieser Kampftechnik errungenen Siege bei der Niederringung der faschisischen Wehrmacht bis zum endgültigen Sieg der Roten Armee in Berlin über Hitlerdeutschland schon gar nicht.

Ginge es nach mir, dann bekämen die fleißigen Männer eine Auszeichnung für ihre Arbeit, genügend Gas und Sauerstoff, Rostlöser und andere materielle Unterstützung für die Restaurierung.

Sie handeln als Soldaten für den Frieden!
 
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Thema: Buch-Tipp Ikarus
haselow

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Ikarus 24.08.2016 19:46 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„IKARUS. Mein wunderbares richtiges Leben im doch so miesen falschen. Lebensschnipsel eines militanten Pazifisten aus drei Ismen“ - von Karl-Heinz Otto

ZIELGENAU

Buchtipp von haselow

IKARUS ist nicht totzukriegen. Hatte er vor 27 Jahren den Gegner noch mit modernsten Fla-Raketen-Komplexen in Schach gehalten, so hält er nunmehr die laut Weißbuch der Bundeswehr wieder in den Kriegsstartlöchern lauernden Menschenfeinde mit mentalen Pfeilspitzen im Visier.

Ikarus – so wähnt sich lt. Buchtitel ein einstiger NVA-Offizier, der sich dank seiner Bildungsstärke bis in die Königsebene hocharbeitete, oft von manchen Kleingeistern misstrauisch beäugt oder auch behindert, heute im Jahre 2016 von durchweg nach wie vor antikommunistisch aufgeheizten Möchte-Gern-Kriegern im Interesse einer „höheren Verantwortung Deutschlands an der Seite der USA und der NATO“ verschmäht, missachtet, kleingeredet und schließlich totgeschwiegen wird.

Der unermüdlich gegen Krieg und Kriegsgefahr agierende 78-jährige Offizier a.D. und Schriftsteller heißt Karl-Heinz Otto. Nach unzähligen Romanen und Erzählungen – bereits unter den Fittichen der NVA – raffte er sich nach so langen Jahren nach der sogenannten Wende (die er historisch korrekt Rückwende nennt) auf, sein Leben aufzuschreiben. Mit all den alten und den neuen Beulen, die er sich holen musste – und trotzdem nie aufgab. Er, der Überzeugungstäter. Wollte er zu hoch hinaus?

Das 480-Seiten-Buch trägt den Titel „IKARUS“. Diese spannende Lektüre strotzt nur so von Fakten, Episoden, Berichten, Zerwürfnissen, Begegnungen und geschichtlich ergänzenden Informationen. Der Leser wird Augenzeuge, wie ein junger Mann vom flachen Lande alle Hürden in Schulen und Dienst- und Arbeitsstellen wie mühevolle Sprünge übers´s langgestreckte Pferd trotz mancher objektiver und subjektiver Stolpersteine genommen hat. Und so durchzieht auch sein jüngster Roman „IKARUS“ das, was man Selbstüberwindung nennt. Schwierigkeiten nicht aus dem Wege zu gehen und mutig Dummköpfen die Stirn zu bieten. Kraftakte, die ohne eine tief auslotende innere Überzeugung – sprich politische Motivation – nicht zu bewerkstelligen sind. Auch nicht ohne Selbstvertrauen, ohne Bildung und Ehrgeiz.

Wenn Thomas Mann in seinem Beitrag „Es geht um den Menschen, Prosa aus fünf Jahrzehnten“, Seite 286/287 (sich auf Walter Scott beziehend) forderte, die Kunst bestehe darin, dass man mit dem möglichst geringsten Aufwand von äußerem Leben das innere in die stärkste Bewegung bringe; denn das innere „ist eigentlich der Gegenstand unseres Interesses. Die Aufgabe des Romanschreibers ist nicht, große Vorfälle zu erzählen, sondern kleine interessant zu machen“, dann kommt der Autor Karl-Heinz Otto dem mit großem Können entgegen.

Deshalb sei an dieser Stelle zunächst lediglich ein Umriss seines Wirkens in der DDR gegeben. Im Epilog fasst er sein Leben so zusammen: Als er drei Jahre alt war, tobte der beschissne Kriech, von dem die Erwachsenen erzählten und den sein Vater mit dem Leben bezahlen musste. Als der zu Ende war, räumte uns unser Staat, „den bisher Benachteiligten, den Unterprivilegierten und Bildungsfernen, alle Möglichkeiten ein, unabhängig von Herkunft und vom Geldbeutel der Eltern zu neuen Ufern aufzubrechen...“ (S. 479) Karl-Heinz Otto legte das Abitur ab und wollte Architektur studieren. Er, der auch als Junger Pionier die Welt zu verbessern gedachte, entschied sich nach dem Abitur für den Dienst als Offizier, dem sich, so erinnert sich der Autor, keiner der Jungs verschlossen hätte. Wie auch an anderen Textstellen fügt Karl-Heinz Otto in diesem Zusammenhang Worte des Kanzlers Adenauer an, wonach es gelte, nicht die Wiedervereinigung anzustreben sondern die Befreiung der Ostzone.

Auch wenn dem feinsinnigen Karl-Heinz die vorgesetzten Unteroffiziere während der Grundausbildung (in Vorbereitung auf die Offiziersschule) mit ihren Ordnung erheischenden „Hocker umwerfen“ bei ungenügendem Päckchenbau schier die Galle hochkommt – er wird demnächst als Kanonier, Truppenoffizier, Erfinder, engagierter Stabsoffizier und Spitzengeheimnisträger für Fla-Raketentechnik sowie viel später als Filmemacher und Schriftsteller seinen Beitrag zur Friedenserhaltung leisten. Gekrönt wurden anlässlich der „Messe der Meister von Morgen“ seine Bemühungen um eine hohe Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft bereits als Funkmessoffizier im Truppendienst mit zwei Goldmedaillen – für Simulatoren, die er für die Ausbildung von Operateuren an Rundblickstationen entwickelte und schließlich mit der zweimaligen Auszeichnung mit dem Friedrich-Engels-Preis, mit dem besondere militärwissenschaftliche Leistungen geehrt wurden. Auch dies: Nach siebenjährigem Fernstudium zum Diplomingenieur der Elektronik an der Technischen Hochschule Ilmenau erhält er für sein Diplom als einziger der Matrikel E III ein summa cum laude.

Bereits als junger Offizier beruft man ihn in die Verwaltung Truppenluftabwehr im Ministerium für Nationale Verteidigung, wo er sich als Offizier für Rundblickstationen bewährt und bald in verantwortlicher Position den Wechsel veralteter Flak- zu moderner Fla-Raketentechnik mitbestimmt. Auf Seite 7 gesteht er: „...stets glich meine Perspektive der einer gewöhnlichen Feldmaus denn der eines stolzen Adlers. Und stets, wenn ich wie Ikarus wagte, in unergründete Höhen abzuheben, fanden sich Förderer wie Neider meiner Kreativität.“ Die ersteren wollten sich der Ergebnisse seines Forscherdranges bedienen, während die Geheimdienstler ihn als negativ-feindliches Element denunzierten und „unermüdlich an meinem Absturz werkelten...“

Nicht nur die mitunter bösartige Unterstellungskunst der Abwehrorgane der NVA, auch die Versuche, ihn vom Studium in der SU wegen fadenscheiniger Begründungen abzuhalten, übrigens auch vom Fernstudium innerhalb der DDR, ließen ihn, den vorwärts jagenden jungen Adler, sich verwundert die Augen reiben, ob er denn noch bei soviel Dogmatismus richtig liege, mit seiner Überzeugung von der Überlegenheit des Sozialismus. Unvermeidlich auch andere – für viele wohlbekannte enttäuschende Erlebnisse mit der hoch angebundenen Waffenbrüderschaft zur Sowjetarmee - als nämlich eine persönlich beginnende enge Freundschaft mit einem sowjetischen Offizier urplötzlich an dessen Versetzung nach Kamtschatka zusammenbrach. Barrikaden der Freundschaft traf er als Kursant der Militärakademie in Kiew an, als ausländischen Studenten jedwede Besuche außerhalb von Kiew untersagt blieben.

Wer tief zu loten vermag, der gibt nicht auf, der sieht die Dinge komplex, der sieht sie in Zusammenhängen und gesellschaftlichen Dringlichkeiten ob des Kalten Krieges. So legt sich der Autor bereits im Prolog seiner Erinnerungen fest, indem er „penetranten Geschichtsklitterern“ in die Suppe spuckt, „die sich in unser Leben einmischen“. Er möchte nicht, dass Leute, die nicht einen einzigen Tag in der DDR gelebt, geschweige in deren Volksarmee gedient haben, (…) erzählen wollen, wie seine Lebenszeit (…) verlaufen sei. „Ich schreibe also, um mir die Deutungshoheit über mein eigenes wunderbar-mieses Leben nicht von anderen stehlen zu lassen“. (S. 6) Auf Seite 7 fährt er fort, er nenne es ein historisches Unrecht, diese Volksarmee zu verteufeln, statt sie dafür zu loben, dass sie nie einen Krieg führte und verantwortungsbewusst ihre schmerzhafte Selbstauflösung wählte, um damit einen blutigen Bürgerkrieg zu vermeiden. Doch schon wieder würden „Abermillionen von Schwertern darauf warten, zu Pflugscharen umgeschmiedet zu werden“.

Die vom Autor – vor dem Abgang vom Armeedienst verteidigte der ehrgeizige Offizier noch seinen Doktortitel – bezeichneten Lebensschnipsel eines militanten Pazifisten erweisen sich als ein großartiges lebensvolles Mosaik, das jedem, der die DDR bewusst erlebt hat, einen Genuss an Erinnerungen bereitet. Dazu gehören nicht nur die III. Weltfestspiele, Biermanns Ausbürgerung, Ernteeinsätze der NVA oder gar die Enttäuschungen, wenn Lehrer plötzlich die Seiten wechselten. Mit gezielten Argumenten widerlegt der Autor Anmaßungen der bürgerlichen Historiker und der Medien über die Geschichte der DDR. Beeindruckend ebenfalls zahlreiche Naturbeschreibungen, ob auf dem DDR-Übungsgelände oder in der Kasachischen Steppe. Hilfreich sind des Autors jeweilige Ergänzungen zur Geschichte sowie seine Vorliebe, Dichter und Denker wie Bertold Brecht, Louis Fürnberg und Konfuzius zu Rate zu ziehen. Interessant des Autors Reisen nach Vietnam und Namibia und seine persönlichen Beobachtungen.

Im Epilog bedauert der Autor und widerständiger Oberstleutnant a.D., „dass wir die bisher einmalige Chance, eine gerechtere Gesellschaft zu gründen, glattweg vergeigten“. (S. 480) Auf dieser Seite findet sich auch der auf Karl Marx zurückführende Ausspruch, das Kapital habe ein Horror vor Abwesenheit von Profit. Sehr oft verwendet der Autor das Wort indoktrinär für die Propaganda in der DDR. Er schreibt zu recht, man solle auch die Möglichkeit haben, die Welt selbst anzuschauen. Dem ist nichts hinzuzufügen, die Welt anschauen mit theoretischer Vertiefung – daraus wird ein Schuh.

Und so hofft der Autor, sich auf Oscar Wilde berufend, dass die Menschheit, sollte sie ein besseres Land sehen, die richtigen Segel setzen möge. „Dass Sozialismus und Demokratie zusammengehören – und Stasispitzel verzichtbar sind – sollte nach unserem vergeigten Sozialismus-Experiment Allgemeingut und zur wichtigst
 
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Thema: DÄmmerzeit
haselow

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DÄmmerzeit 04.07.2016 14:37 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„DÄMMERZEIT. EIN KESSEL STREITLUST - Harry Popow


Von vergnüglicher Erkenntnis

Buchtipp von Elke Bauer


Wer freut sich nicht, wenn es bei ihm dämmert? Wenn ihm menschliche oder erweitert: gesellschaftliche Verhältnisse, plötzlich klarer erkennbar erscheinen? Ihm eine neue oder andere Sicht auf Ereignisse im Umfeld nahegebracht wird oder er sich diese neue Sicht selbst schaffen kann?



Das Vergnügen des Erkennens ist so alt wie das Denken der Menschen selbst „dass ich erkenne, was die Welt in ihrem Innersten zusammen hält" so das literarische Vorbild des Erkenntnis suchenden Menschen. Und zu Erkenntnissen/Denkmöglichkeiten will der Verfasser seine Leser führen. Wobei von ihm nicht die Mittel der gelehrten Abhandlung oder die Umsetzung von philosophischen Lehrsätzen in den Alltag, sondern die Auseinandersetzung der Menschen untereinander gegen die Gleichgültigkeit und den Vorrang aller materiellen Interessen geht.
Er nennt den Untertitel unter Hinweis auf eine beliebte und durchaus nicht niveaulose Fernsehunterhaltung einen Kessel Streitlust. In diesen Kessel Streitlust hat er Meinungen, Erfahrungen und gesellschaftliche Wahrheiten gegen Lügen,Verhetzungen und Manipulationen der wahren ewig Gestrigen gepackt, die für das „was immer war und immer wieder kehrt und morgen gilt, was gestern hat gegolten" stehen. Die Ausführungen würzt er mit der Darstellung von Hintergründen gegenwärtiger Ereignisse, die von den „Machern" gern verschleiert werden sollen, wie eben besonders die sogenannte Friedenspolitik mit verschärfter Waffenproduktion und -export, oder die verschobene Darstellung ökonomischer Verhältnisse.
„Denk mal drüber nach" /Bredel/Die Väter, ist die Aufforderung an seine Leser und Mitmenschen. Es ist Aufforderung und Bitte zugleich, kein kategorischer Imperativ. Um so mehr hat es mich gefreut, an nicht gerade hervorgehobener Stelle, aber immerhin, den Hinweis auf Hessels „Empört Euch" zu finden, denn es geht auch um das Empören in diesem Buch. Der Verfasser will nicht, das „Acedia" menschenbeherrschend wird.

Er stellt im Kapitel „Lichte Momente", viele Begriffe, die oft gedankenlos, auch im falschen Zusammenhang, gebraucht werden auf den Prüfstand und versucht ihren wahren Sinn freizulegen: Genügsamkeit, Neoliberalismus, Achtsamkeit, nicht entkommen können, Entpolitisierung – sie werden nach der eigentlichen Aussage abgeklopft und können durchaus beim Leser zu einem „Sieh mal an" und „So schlimm hätte ich es mir nicht gedacht" zu einer ersten Erkenntnisstufe führen. So gibt es vieles in diesem Buch, welches bei der gegebenen Ernsthaftigkeit Freude bereitet durch einen, der den Finger auf die Wunde legen und die Gedanken auf den Punkt bringen kann. Das macht er im Aufbegehren gegen heutige Oberflächlichkeit in menschlichen Beziehungen, Kälte, Zurückziehen ins Private - im Gegensatz zu oft nicht oberflächliche Lektüre, die viel zu wenig öffentlich diskutiert werden. Die Ausführungen von Harry Nick, vom Countertenor Jochen Kowalski "...alle fühlen sich frei und jeder geht zum Psychiater" bringen eindringlich gesellschaftliche Fragen auf den Punkt.

Wer dieses Buch liest, dem wird es ähnlich Heinrich Heine ergehen: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht". Das ist die Absicht bei der Veröffentlichung dieses Buches.

Sehr bewegend ist das Kapitel "Netzpfeffer", in dem das drastische Pro und Kontra zu Popows Blog im Netz an Beispielen wiedergegeben werden. Sehr interessant für den mitdenkenden und intelligent urteilenden Leser. Wer gern verinnerlicht sinniert, sollte sich mit den eingebauten Essays befassen und er kann sich freuen über die ebenso kritische, besonders aber für die Menschlichkeit eintretende Haltung des Verfassers („Der Mensch vor dem Supermarkt“). Der Seitenhieb zur Esotherik gehört ebenso zu den Ausführungen wie die sehr ernste Kritik an verschiedensten DDR-Verhältnissen und -erscheinungen.

Ich wollte nur antippen: Das eigentliche Dämmerzeitvergnügen sollte sich jeder selbst verschaffen, kann und müsste. Das Buch ist ein Funkensprühen, sie treffen die mit Brandmalen, die den Turbokapitalismus tolerieren, aber fordern und treffen jene Leser erleuchtend, die sich von den Funken erhellen lassen wollen und - so erhellt -, zum Tätigsein kommen.


Harry Popow: "DÄMMERZEIT. EIN KESSEL STREITLUST", epubli-Verlag. Taschenbuch, Format DIN A5, 204 Seiten, ISBN: 978-3-7375-3822-0, Preis: 11,99 Euro, zu bestellen:
http://www.epubli.de/shop/buch/D%C3%84MMERZEIT-Harry-Popow-9783737538220/52
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Zur Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin, ab 2011 in München lebend. (Elkebauer1939@aol.de)
 
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Thema: Buch-Tipp Gruftgeflüster
haselow

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Gruftgeflüster 01.06.2016 12:26 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„Im Stillen Park der untoten Seelen. Tamaras Notizen – auf der Spur von Träumen und ungeweinten Tränen“ - Harry Popow

Gruftgeflüster


Buchtipp von Elke Bauer


Im schier unübersichtlichen Blätterwald bundesrepublikanischen Literaturbetriebes ist mir ein Buch aufgefallen, das in seiner Authentizität und beeindruckenden Aussage etwas Besonderes in Form und Inhalt darstellt.

Der Erzähler Henry Petrow stellt Tagebuch und Briefwechsel seiner Mutter Tamara vor. Mit seinem Rückblick auch auf sein eigenes Leben können Leser ein authentisches Erinnerungsbuch an die DDR entdecken.

Besonders im zweiten Teil “Was Tamara nicht erleben musste“ werden die Aussagen über die gesellschaftlichen Ereignisse, besonders die politischen Verhältnisse der Nachwende weitergeführt, in dem Sinne, dass sie für Tamara erschreckend wären und in keiner Weise zu ihren Träumen gehörten.

Henry ist im Jahre 2016 selbst schon in dem Alter, in dem der Mensch Erinnerungen pflegt, diese bewertet und aus den Hinterlassenschaften ans Tageslicht fördert. Es sind für ihn belangvolle Rückblicke, die auch für die Nachkommenden Bedeutung haben können.

Er lädt die Leser ein, Tamara Petrowna näher kennenzulernen. Ihre Tagebuchaufzeichnungen beginnen in den 30iger Jahren des 20.Jahrhunderts. Wir bedenken das Leben des klugen, empfindsamen Moskauer Mädchens mit. Es zeigt sich so erfrischend anders als uns in manchen damaligen Lebensläufen aus dem Russischen nahegelegt wurde. In ihrem Tagebuch ist ihre Jugend nachzuvollziehen, die sie als behütete Tochter eines Fabrikdirektors in der russischen Hauptstadt und den verschiedenen Arbeitsorten des Vaters im In- und Ausland verbringt. In ihren Moskauer Jugendjahren ist sie in den Theatern und Museen, aber auch in den Tanzlokalen und kleinen Cafes zu Hause. Sie vertraut ihrem Tagebuch ihre große Kunstbegeisterung ebenso wie ihre Liebe zur Natur und zur Heimatstadt Moskau an. Sie genießt die Verehrung der jungen Männer in ihrem Freundeskreis und ist immer auf der Suche nach der großen Liebe. Sie bekennt zarte Liebesgeschichten, doch ihren jugendlichen Verehrern gegenüber ist sie sehr skeptisch, die sind ihr alle zu oberflächlich. Sie findet ihre große Liebe mit dem deutschen Ingenieur Eric, dem sie 1935 im Alter von zwanzig Jahren in das faschistische Deutschland folgt. Wir erleben mit ihr das schwierige Eingewöhnen in die fremde Kultur und die ihr fremd bleibenden deutschen Familienbeziehungen der ersten Jahre.

Nach der Trennung von ihrem Mann 1949, welcher ihr nie die seelische Heimat gab, die sie erwartete, ist sie mit ihren vier Kindern auf sich allein gestellt. Sie bemüht sich, hauptsächlich als Dolmetscherin und Beraterin beim Bau des Ehrenmals in Berlin-Treptow, bei der Wismut in Schwarzenberg /Erzgebirge, als Russischdozentin für führende Wirtschaftskader und an anderen Arbeitsstellen, ihre Lebensvorstellungen aktiv zu verwirklichen und ihre Kinder zu befähigten Menschen heranzubilden. Dabei ist sie immer die rührend besorgte Mutter, die ihre Kinder liebevoll ins Leben begleitet, an ihren Erfolgen Anteil nimmt und ihnen Mut macht durch ihre eigene Stärke.

Das Alleinsein ohne Partner fällt ihr schwer. Ihre Beziehungen, die sie im späteren Leben hat, kann sie nicht festigen und so bleibt sie letztlich allein. Ihre Sehnsüchte nach vielen Reisen kann sie sich nicht erfüllen. Arbeit, Kinder und mangelnde finanzielle Möglichkeiten zwingen sie, in Büchern kennenzulernen, was sie gerne im Original gesehen hätte. Die Bücher Tschechows und anderer großer Erzähler, die Werke solcher ausdrucksstarken Maler wie Hieronymus Bosch, Jan Vermeer van Delft und des Russen Lewitan sowie klassische Musik bleiben in ihrer geistigen Welt bestimmend. Sie teilt sich dem Sohn und Offizier Henry mit, seiner klugen und tapferen Frau, genannt Cleo, und ihren Enkeln. So liest man mit Schmunzeln Briefe der Enkel an ihre Großmutter.

Wir gehen mit ihr, wieder sehr berührend, nicht sentimental, den Weg der Bedrängnisse, der zunehmenden Krankheiten, Geldnöte und immer stärker werdenden Einsamkeit. Sie erkennt die Gefahr, die mit Erstarken des Kapitalismus im westdeutschen Nachkriegsdeutschland heraufzieht, kritisiert auch die steigende Konsumorientierung mancher DDR-Bürger.

Diesem kritischem und stets aktivem Geist folgend, setzt Sohn Henry ihre ausgesprochen hohen Ansprüche an die Gesellschaft und an sich selbst in seinem Leben in die Tat um.

Als ihr Leben zu Ende geht, ist sie traurig über die Weltlage nach 1980, über ihre Einsamkeit und dem Bewusstsein, nie ganz in Deutschland angekommen zu sein. Das ist die besondere Tragik ihres Lebens. Ihre Träume und ungeweinten Tränen sind zurecht überliefert, weil sie so authentisch sind.

So, wie der Erzähler den Regungen der individuellen Seelen nachgeht, so will er eine größere Sicht auf die „untoten Seelen“ richten, derer im Treptower Ehrenmal gedacht wird. Sie werden nicht untergehen, auch wenn ihre Körper schon in der Krypta vergangen sind. Der Stolz auf Mutter Tamara, die im Mosaik-Fries in der Krypta als Tröstende und Helfende abgebildet ist, wird immer in ihm fortleben. Deshalb arbeitet er im Buch leise und beharrlich die Forderungen Tamaras und der „untoten Seelen“ nach einem menschlichen, von Kriegen befreiten Leben, heraus. Es ist das Bedürfnis des Erzählers, die Seele der Tamara den erwachsenen Kindern, den Enkeln und den Lesern zu offenbaren. Er will ihr Bemühen um wahre menschliche Werte im Gegensatz zu Bestrebungen für Besitzstände und Äußerlichkeiten, die sie auch in der DDR erkannte, darstellen.

So ist es kein Wunder, dass Sohn Henry im zweiten Teil „Was Tamara nicht mehr erleben musste“ in die heutigen politischen Debatten die progressiven Ideen bedeutender Persönlichkeiten und Philosophen wirft und vehement verteidigt. So nennt er Platon und Thomas Morus mit ihren Gedanken über Arm und Reich in der Gesellschaft. Die Erkenntnis der immer gefährlicheren Herrschaft des Kapitals über die Völker ist für ihn die Fortsetzung des „Sehens“ und die Zukunftsangst seine Mutter Tamara. Er benennt die Kämpfe unserer Gegenwart und die Enttäuschung unserer Zeitgenossen bei den sich anbahnenden globalen Katastrophen.

Er weist in den Schriften seiner Bloggerseiten, die er im oben genannten zweiten Teil anführt, auf die Manipulierung vieler Zeitgenossen zu Nur-Besitzanbetern, die mitunter den Sinn des Lebens aus dem Auge verlieren, die DDR-Vergangenheit – ganz im Sinne der Kapitalclique – verteufeln und sich ganz und gar marktkonform angepasst haben und von Politik nichts mehr wissen wollen. Solchen Mitläufern, die nach Goethe …nichts Besseres an Sonn – und Feiertagen wissen, als ein Gespräch von Krieg – und Kriegsgeschrei, wenn hinten weit in der Türkei, die Völker aufeinanderschlagen…

Der Autor will damit auch das weitverbreitete Desinteresse am politischen Geschehen bei vielen Bürgern anprangern, will aufrütteln. Er geht mit denen ins Gericht, deren Träume das Erreichen möglichst hoher Stufen des Wohllebens sind, die für die vielen Flüchtlinge (wer hat sie verursacht?) Zäune aufstellen, damit ihre „Kreise nicht gestört“ werden.

Aus dem Flüstern in der Gruft, auch mit der Stimme Tamaras, vermeint er ein immer lauteres Stöhnen zu vernehmen. Es sind die Stimmen der Opfer des zweiten Weltkriegs und aller Kriege, die davor warnen, die Verursacher von immer neuen Verbrechen, von weiterer ökonomischer Verelendung ganzer Völker nicht ernst genug zu nehmen, ihnen keine Gegenwehr entgegenzusetzen.

So gibt uns das Buch einen vorurteilsfreien Rückblick auf das Leben in der DDR, nicht ohne die Schwächen dieses Lebens erkennen zu lassen. Trotzdem ist es eine lebenswerte Epoche für viele gewesen und weist auf die Notwendigkeit der Schaffung eines lebenswerten Geschicks für alle Menschen hin. Mag für alle Nachdenklichen die Frage aufkommen: “Wie hast Du Dein bisheriges Leben gemeistert?“ Der Text vermittelt die Erkenntnis, dass ohne Spurensicherung, die Vergangenheit betreffend, kein sicherer Weg in die Zukunft führt.

Das Buch stellt an den Leser einen hohen Anspruch an das Mitdenken, verzichtet aber nicht auf den Unterhaltungswert der vielen locker geschilderten Erlebnisse.

Auch möchte ich auf die Fotodokumente hinweisen, die zeigen, wie authentisch die schriftlichen Einlassungen sind und so zum besseren Verständnis der Zusammenhänge der geschilderten Fakten beitragen, sie noch besser emotional erlebbar machen.

Es ist ein Verdienst des AAVAA Verlages, dieses in der Form etwas ungewöhnliche, im Inhalt zutiefst humanistische Buch herauszubringen.


Harry Popow: „Im Stillen Park der untoten Seelen. Tamaras Notizen – auf der Spur von Träumen und ungeweinten Tränen.“ AAVAA Verlag, 1. Auflage 2016, Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Coverbild: Harry Popow, 335 Seiten, Taschenbuch, ISBN: 978-3-8459-1956-0, Preis: 11,95 EURO, Hohen Neuendorf bei Berlin, www.aavaa-verlag.com /
Neuerscheinungen Juni: Bücher-Shop: http://www.aavaa.de/Im-Stillen-Park-der-untoten-Seelen

Zur Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin, ab 2011 in München lebend.
 
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Thema: Göttinnen im Zorn
haselow

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Göttinnen im Zorn 02.02.2016 15:50 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„Patriarchat und Kapital“ - Maria Mies

Göttinnen im Zorn

Buchtipp von haselow

„Niemand liebt dich so wie ich...“ Wer kennt das noch, das tolle Lied von Manfred Krug, damals in der DDR? Er hatte sich davongemacht, aber seine Lieder und Texte sind manchem noch heute im Herzen. Die Liebe. Mann und Frau. Seite an Seite. Ob auf dem Felde oder in Betrieben oder in Redaktionen. Und die Ehrungen und die Hochachtung vor den werktätigen Frauen. Ungern wurden sie als Hausfrauen zurückgelassen. Arbeiten war auch ihnen nicht nur Last, sondern Lust, da sie einen Sinn ergab. Nicht nur des Geldes wegen. Nicht zu unterschlagen: Die Förderung, besonders der Frauen, in der Bildung. Dazu kostenlose Kindertagesstätten. Voll bezahlten Schwangerschaftsurlaub. Und, und, und... Nie hat es eine soziale Ausgrenzung gegeben. Und die Blumen zum Frauentag. Kamen sie nicht etwa aus den Herzen der Männer? Und die Brigadefeste.

Trotzdem: Die Mühen der Ebenen waren gerade erst in Fahrt gekommen, da überstülpte uns der Kapitalismus mit erneuter Ausbeutung von Männern und Frauen. Die mit großer Anstrengung durch die Arbeiter-und-Bauern-Macht erzielte Harmonie im Volk, was die Regel war, wich der erneuten Ausbeutung und Unterbezahlung und Unterdrückung von Frauen. Elende Stellungssuche! Nun stand wieder im Vordergrund: Frauen ran an den Kochtopp. Die Entwürdigung nahm ihren Lauf und hält an...

Ein Buch mit dem Titel „Patriarchat & Kapital“ über die Befreiung der Frauen von Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt kann nicht aktueller sein als gerade heute, im Jahre 2016, in einer Zeit, da Kölner und Hamburger Willkürakte und Vergewaltigungen von Frauen Deutschland und die Welt erschüttern.

Die Autorin: Maria Mies. Emeritierte Professorin in der Fachhochschule Köln. Mit ihren Studentinnen gründete sie 1976 das erste Frauenhaus in Deutschland. Seit 1985 engagiert sie sich im feministischen Kampf. Hut ab vor dieser starken Frau. Es sei ihr wichtigstes Buch, schreibt sie. Es sei 1986 in London und 1988 im Rotpunktverlag in Zürich veröffentlicht sowie 2015 im bge-verlag erneut aufgelegt worden. Wie kann es anders sein – mit einem neuen Vorwort. Voll auf die heutige Zeit zugeschnitten. Als neue Rahmenbedingungen – vor allem seit 1989 – nennt sie die Ideologie des Neoliberalismus, das gesteigerte Profitstreben des Imperialismus, den weltweiten Siegeszug des Kapitalismus, Internet und neuerliche Kriege, Terrorismus, neue Feindbilder. (Seiten 9-11) Dazu zählen auch die kulturellen und ethnischen Konflikte, die oft und zunehmend mit physischer Gewalt einhergehen.

Das Buch sei eine Frucht des Zorns, schreibt sie. Darüber, „dass auch in den sogenannten fortschrittlichen Ländern Frauen Opfer von Diskriminierung und Gewalt sind“. Doch sie wollte mehr, nämlich die Geschichte dieses frauenfeindlichen Systems, seine tieferen Ursachen und seine Erscheinungsformen erforschen. Es war ihr klar, dass Zorn zwar wichtig ist, dass man aber „ohne theoretische Begründung nicht zu einer Veränderung dieses Systems“ in der BRD kommen könne. (S. 1) Auch bloße Appelle und Boykottmaßnahmen seien wenig hilfreich.

Ihr Ausgangspunkt: Viele junge Menschen sehen mit Angst in die Zukunft. Der Kapitalismus zerstört die Natur, provoziert Kriege, vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich und setzt durch seine stets wachsende Akkumulation von Geld und Profit für alle späteren Generationen die Zukunft aufs Spiel. (S. 16)

Ihre Suche nach Quellen und Beispielen begann nicht bei Büchern, betont die Autorin, sondern bei Reisen in die Welt, vor allem bei einem Aufenthalt in Indien in den Jahren 1963 bis 1968. So erweiterte sie ihren Horizont durch eigene Erfahrungen bei nationalen und internationalen Tätigkeiten und Verbindungen.

In den Kapiteln 1 bis 7 geht es um den Feminismus, die sozialen Ursprünge der geschlechtlichen Arbeitsteilung, die Kolonisierung und Hausfrauisierung, die internationale Arbeitsteilung, die Rolle der Gewalt, die des Sozialismus sowie um Gedanken zu einer künftigen Gesellschaft.

Warum aber Patriarchat? Maria Mies gibt sich mit der Lektüre der Klassiker des Marxismus/Leninismus (Marx, Engels, Zetkin, Luxemburg, Lenin) nicht zufrieden, denn, so meint sie, diese hätten der Frauenbewegung nicht genügend Raum gegeben, zumal das Verhältnis Männer zu Frauen seit Urzeiten eine dominierende Rolle spielt. Auf Seite 7 notiert sie, dass die Männer in vor-patriarchalen Gesellschaften wussten, „dass die Mütter der Anfang menschlichen Lebens sind...“ Sie waren die Große Göttin. Nicht so in patriarchalen Gesellschaften. Sie verweist auf den griechischen Philosophen Heraklit (500 v.u.Z.), der schrieb: Der Mann als Krieger sei der Vater aller Dinge, er gilt als Anfang des Lebens. Er sei der „Macher“ (Patriarchat: Herrschaft der Väter.) Und daraus zieht die Autorin den Schluss: „Die ganze moderne Technologie, insbesondere die neue Kriegstechnologie, beruht bis heute auf diesem Männerbild.“ Nicht die größere Körperkraft mache die Männer zu Herren über Frauen und die Erde, nicht die Anatomie, sondern die Gewalt.

Sehr interessant zu lesen sind in diesem Zusammenhang die Rückblicke in die Geschichte, in die Zeit der Jäger und Sammler, des Mittelalters mit Hexenverbrennungen, in die Zeit des Feudalismus und des Frühkapitalismus. Sie teilt die Erkenntnis von Frauen, dass Vergewaltigungen, das Schlagen von Frauen, das Quälen und die Belästigungen, „nicht nur Ausdruck abweichenden Verhaltens seitens eines Teils der Männer waren, sondern wesentlicher Bestandteil des ganzen Systems der männlichen oder eher patriarchalen Herrschaft über Frauen“ sind. (S. 65)

Wenn die Autorin auf Seite 25 betont, die Frauenfrage müsse im Kontext aller sozialen Verhältnisse begriffen werden, dann stellt sich die Frage, warum sie Gewalt und Waffen als die dominierenden Ursachen für diese Fehlentwicklungen hinsichtlich der Frauenunterdrückung bezeichnet? Ja, sie warnt, der Akkumulationsprozess zerstöre „überall das Innerste des menschlichen Wesens“. Sind also ihrer Erkenntnis nach die Waffen schuld am Verhängnis? Man entreiße also, um das mal ganz banal auszudrücken, den Herrschern ihre Mordinstrumente, den Jägern ihre Schusswaffen, den Truppen ihre Raketen, und schon könne man eine Veränderung des Systems erreichen? Auf den Punkt bringen wir das Problem, wenn wir uns auf der Seite 295 die folgende Frage der Autorin im Zusammenhang mit Befreiungskämpfen und der Teilnahme von Frauen daran, ansieht: „Oder genügt es zu sagen, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen einem Krieg, den eine Nation oder ein Volk für seine Befreiung von imperialistischer und kolonialistischer Abhängigkeit führt, und einem Krieg zwischen Imperialisten gibt?“

Wer an dieser Stelle nicht nach ökonomischen und politischen Interessen fragt, läuft mit jeglichen Analysen in die Sackgasse. Sicher, Gewalt hat seine Ursachen, und wer Waffen benutzt, hängt von den jeweiligen persönlichen und Klasseninteressen ab. Eine Waffe hat keinen Klassencharakter. Sie kann ein Angreifer benutzen und ein Verteidiger. Das ist wohl zu unterscheiden. Deshalb führt auch jeder schematische Vergleich Kapitalismus/Sozialismus in die Irre. Keiner bezweifelt, dass nach der Befreiung von Ausbeutung die Beziehungen zwischen Mann und Frau als patriachalisches Verhältnis nicht automatisch liquidiert ist. Dazu bedarf es einer langen moralischen und kulturellen Erziehung, bei der die Frauen in der gewonnenen Freizeit „den müßigen Männern ein Gefühl von Sinn, Realität und Leben vermitteln sollen“. Denn von deren Kreativität, so die Autorin, sei „weiß Gott nicht viel zu sehen“. (S. 366)

Wenn Maria Mies von Alternativen schreibt, dann geht sie – ganz im Gegensatz der marxistischen Klassiker und zahlreicher gegenwärtiger Autoren, nicht von einem weiteren industriellen Wachstum und der unendlichen Befriedigung menschlicher Bedürfnisse aus, denn die Ressourcen seien alle sehr begrenzt. Insofern plädiert sie für Selbstversorgung, für eine Subsistenzproduktion (für sich selbst), dafür, nicht nur als Konsummarionetten zu dienen, sie nimmt Stellung gegen die zunehmende Brutalität in den sozialen Beziehungen, will dem dreisten Sextourismus ein Ende setzen. Sie wünsche sich die Absage an die Ausbeutung (S. 368) und ein Ende der zerstörerischen Überproduktion. (S. 387)

„Patriarchat & Kapital“ ist hinsichtlich der großen internationalen persönlichen Erfahrungen der Autorin an der Seite der Feministinnen aus aller Welt eine Fundgrube neuer Erkenntnisse. Es ist gleichzeitig eine Perle der Streitbarkeit, ein Rebellenbuch, indem es gänzlich neue Fragen einer möglichen Zukunft ohne Ausbeutung und Unterdrückung ins Rampenlicht stellt. Zu wünschen ist, dass dieses großartige Buch seine interessierten und nach tieferem Wissen strebenden Leser – Frauen und Männer – findet. Solange die Zukunft eine Vision bleibt, sollten die GROßEN GÖTTINNEN ihrem Zorn die Tat hinzuzufügen, an der Seite des anderen Geschlechts.

Mögen begnadete Männer schon jetzt, bevor eine andere und gerechtere Gesellschaft in Sicht ist, zu ihren GROßEN GÖTTINNEN den Text des anfangs genannten Liedes, gesungen einst von Manfred Krug, fortsetzen: „All mein Leben, all mein Lieben, nimm es hin, bin Sklave dir, du Königin.“

Maria Mies: Taschenbuch: Gebundene Ausgabe: 420 Seiten, Verlag: bge-verlag (22. Juni 2015), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3945432014, ISBN-13: 978-3945432013, Größe: 14,2 x 3,2 x 21,1 cm, 24,90 Euro


Weitere Texte des Rezensenten: http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „WETTERLEUCHTEN - Platons erzürnte Erben haben das Wort“. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe – ein Zeitdokument“, Verlag: epubli GmbH, Auflage: 1 (18. Dezember 2015), Berlin, 392 Seiten, www.epubli.de , ISBN-10: 3737580650, ISBN-13: 978-3-7375-8065-6, Preis: 21.99 Euro

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3
 
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Thema: Gysis Bekenntnisse
haselow

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Gysis Bekenntnisse 28.11.2015 11:50 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Gregor Gysi „Ausstieg links? - Eine Bilanz“ – von Stephan Hebel

Gysis Bekenntnisse

Buchtipp von haselow


„Deutschland im Tiefschlaf?“ Nach der Lektüre dieses interessanten Sachbuches von Stephan Hebel, in dem er dafür plädiert, „den Kapitalismus in seiner heutigen Form zu überwinden“ (S. 20), es sei Zeit für einen neue Wende, verfolgte mich ein Albtraum: Ein Riesenschiff auf hoher See. Passagiere, die sich aus einem anderen Schiff, das wegen eines Lecks in Seenot geraten war, hierher gerettet hatten. Bange Frage: Wohin geht die Fahrt? Alle Blicke richten sich auf die Kommandobrücke. Da steht sie, die sich die Elite nennt. Man redet, quasselt und jeder mischt mit. Aber ans Steuer darf niemand. Einer der Geretteten tut sich durch herzhafte Worte und viel Witz hervor. Er verspricht einen neuen Kurs, einen Westkurs, aber mit neuer Besatzung. Mit einem Riesenbesen fegt er alles ehemals wohl Errungene hinweg, unterbrochen vom Jubel... Indessen wird das Steuerrad von anderen fernbedient. Man sieht sie nicht. Wohin geht die Reise?

Das Erwachen! Gott sei Dank. Ich lese das Buch: „Ausstieg links? Eine erste Bilanz“. Geschrieben von dem oben genannten Autor Stephan Hebel. Er muss es eilig gehabt haben, denn nun suchte er sich einen Mann, der nicht aus dem Tiefschlaf gerissen werden brauchte. Einen, der hellwach im Politischen seit 1989 das Zepter schwingt, ein Jurist, ein Linker, der mit Witz und Humor ebenfalls nach der Überwindung der Herrschaft des Kapitals strebt: Gregor Gysi. Es ist ein Interview, ohne eine „großangelegte Biografie“ bieten zu wollen. Zwei Gleichgesinnte im Disput. Spannend!

Wie gut können sich DDR-Bürger an seinen ersten Fernsehauftritt erinnern, als er das von der DDR-Regierung beschlossene Reisegesetz als unzureichend kritisierte und davon sprach, zur Weltanschauung gehöre die Möglichkeit, sich die Welt auch anzuschauen. Welch ein frischer Atem wehte uns da entgegen. Wenig später schwang er allerdings einen Riesenbesen, um allen Resten einer zu großen Engherzigkeit im Umgang mit dem Volk den Rest zu geben. Dass er damit auch den Kompass einer wissenschaftlichen Kursorientierung mit über Bord warf, das wollte niemand sehen. Auch nicht zu bewegen „waren die anderen“, einen neuen deutschen Staat zu bilden, „der die Rechtsnachfolge sowohl der DDR als auch der BRD antritt“. (S. 122)


Allein diese Aussagen im Interview mit Gregor Gysi herausgepickt zu haben, ist bemerkenswert für den Standpunkt des Autors. Überhaupt, das Interview mit dem schlagfertigen und geistvollen Gysi, einer der Hoffnungsträger zur Zeit des Umbruchs (sprich Konterrevolution, vom Resultat ausgehend. Der Rezensent) 1989, liest sich spannend. Geht der Autor mit seinen 107 Fragen (falls ich richtig gezählt habe) sowohl auf sehr persönliche Fragen des Interviewpartners ein, sondern auf jene, die wohl am meisten unter den Nägeln brennen? Was habe sich zum Beispiel seit dem Einzug der Linksfraktion in den Bundestag in der Politik geändert?

Gysi antwortet offen und ehrlich, wie es seine Art ist, manchmal mit einem Schmunzeln, wie aus dem Text abzulesen ist, als auch mit gehöriger Selbstkritik. Unumwunden bekennt er, dass noch längst nicht Ziele der Linken erreicht sind, obwohl durch den Einzug in den Bundestag das Ansehen und die Akzeptanz der Partei Die Linke enorm zugenommen habe. Was nicht heißen soll, dass sie bereits genügend Durchschlagskraft besitze. Nur zu oft komme Kritik von ideologischen Mitstreitern wie von Sympathisanten und internationalen linken Kräften, es fehle eine klare politische Orientierung, die nicht so sehr auf Anbiederung beim Kapital und marktkonformen Politikern aus ist, sondern auf eine eigenständige Alternative zum gegenwärtigen Kapitalismus.

Auf die Frage Stephan Hebels nach den Motiven des Interviewpartners, weshalb er wegen allgemeiner Skepsis gegenüber dem Staat DDR nicht in den Westen abgehauen sei, führt der Politiker und loyale DDR-Bürger lediglich drei Gründe an: Die antifaschistische Ausrichtung der DDR, die nötige Fürsorge für seinen Sohn sowie seine enge Einbindung in die Rechtsorgane der DDR. Weshalb Gregor Gysi dabei die besonders antikapitalistische Ausrichtung der Politik der DDR, das eigentliche „Verbrechen am Kapital“, wie bürgerliche Kreise wiederholt gejammert haben, als persönliche politische Grundhaltung außen vor gelassen hat, möge möglicherweise in seinen Memoiren, die er noch schreiben wolle, an den Tag treten.

Wer will das bestreiten: Der Wunsch, auch den Mittelstand im Westen Deutschlands mit ins Boot zu holen und für linke Politik zu erwärmen, spielte der Spaltung der Linken und deren Abkehr von grundsätzlichen Positionen in die Hände. Man stelle sich vor, aufgrund vieler Unfälle auf den Straßen wolle man die zwingende Straßenverkehrsordnung abschaffen. Auch die wissenschaftliche Weltanschauung der Klassiker des Marxismus-Leninismus biete kein Szenario für gesellschaftliche Unfälle, es sei denn, man fährt blind und lediglich profitgierig durch die Lande. Schließlich hat die Lehre der Klassiker noch nie ein Dogma dargestellt. Und niemals hat jemand behauptet, jegliche Widersprüche im Sozialismus seien mit der Herrschaft des Volkes sozusagen vom Tisch. Im Gegenteil – es seien Zweifel am richtigen Weg, an der Methode des Vorgehens, also demokratische Mitbestimmung haushoch gefragt.

Darin mögen auch die Gründe liegen, dass der anerkannte Politiker die Werte der DDR-Gesellschaft u.a. auf Kinderferienlager und soziale und kulturelle kluge Bedingungen reduziert. DDR-Bürger mit eigenen Erfahrungen würden zum Beispiel die Bemerkung „diktatorischer Sozialstaat“ nicht ohne Widerspruch hinnehmen. Übrigens schade, dass der Autor Stephan Hebel keinen Gedanken daran verschwendet, dass man aus dem Tiefschlaf in Deutschland nur herauskomme, wenn auch die Geschichte und die Existenz der DDR gebührend wissenschaftlich und seriös analysiert würden. Geschichtsaufarbeitung ohne Häme, sondern mit Hochachtung für das Volk der DDR – ohne das gibt es halt keine Zukunft, keinen demokratischen Sozialismus.

Stephan Hebel ist zu danken, im Interview keine noch so widersprüchlichen Aussagen unter den Tisch gekehrt zu haben. Einerseits wird gemeinsam festgestellt, der Profit herrsche über allem, die Linke habe den Vorzug, komplex zu denken, ernster müsse man auch in Europa die soziale Frage nehmen, man solle mehr darüber nachdenken, was der demokratische Sozialismus sein könnte. Natürlich sei die Friedensfrage sehr wichtig. Er, Gregor Gysi, habe das System in der DDR als Ganzes nie in Frage gestellt. Der Kalte Krieg der CDU/CSU gegen die Linke sei nicht mehr zeitgemäß. Die Bundeskanzlerin habe kein Konzept für Europa und für die Weltpolitik. Gysi sei in die Politik gegangen, um gesellschaftliche Veränderungen zu erleben. Es brodelt in der Bevölkerung, man müsse „abwarten und vorbereitet“, gegenüber den USA nicht so hasenfüßig sein.

Das sind Positionslichter. Sie drohen allerdings zu erlöschen, liest man folgende sehr subjektive Äußerungen des Interviewpartners, die nicht jeder nachvollziehen würde, auch ich nicht. Er meint, sich vornehmlich einer Fremdregulierung des Lebens in der DDR zu erinnern. Er sei allergisch gegen politische Ausgrenzung (nachvollziehbar!), gegen Parteiverfahren (die gibt es überall!), gegen bestimmte harte Formen. Das könne allerdings in einer „weniger autoritären Struktur“ auch ein Problem werden. (S.128) Was die Wirtschaft betreffe, so plädiere er für kleinere Konzerne. Es herrsche in der Politik Demokratie (?), in der Wirtschaft aber kaum. Und dann plötzlich dieser Satz von Gregor Gysi: „Wenn die Wirtschaft regiert, ist das auch undemokratisch“. (S. 163) Er wolle eine plurale Partei und wolle nie mehr eine „Einheit und Reinheit der Partei“. (S. 128) Schließlich sein sehr persönliches Bekenntnis auf Seite 12 im Vorwort: „Ein Revolutionär war Gregor Gysi nie, und er macht daraus keinen Hehl.“

Das Letztere war auf Grund der bisherigen Bekenntnisse des Gregor Gysi – ob in den Medien oder in Talk Shows – auch nicht zu erwarten. Insgesamt stellt das Buch „Ausstieg links?“ eine interessante Lektüre dar, wenn nicht sogar ein wichtiges Zeitdokument, die Geschichte der SED/PDS und der Linken und die Leitlinien ihrer ideologischen Ansichten und auch Versäumnisse zu verdeutlichen. Es ist ein Lernbuch über eine Zeit des Umbruchs zur Rückkehr des Kapitalismus auf gesamtdeutschem Boden. (Leider!)

Wenn Autor und Interviewpartner auch sehr links nach vorne denken, sie bleiben beide in der Illusion eines friedlichen Wandels des Kapitalismus hin zu einer sozialistischen Gesellschaft (Transformation) stecken, was desto mehr eine Vereinigung aller linken Kräfte in der BRD geradezu herausfordert. So stellte Patrik Köbele auf dem 21. Parteitag der DKP fest: “Die Existenz einer Linksfraktion im Bundestag sei »gut«. Sie sei dort die einzige Gruppierung, die sich meist noch den Kriegseinsätzen des deutschen Imperialismus beziehungsweise der NATO entgegenstelle. Gleichzeitig gebe es Kräfte bis in den Bundesvorstand und die Fraktion hinein, »die nicht nur schwanken, sondern die sich öfter auf die Seite der Kriegskräfte drängeln wollen«. Die DKP habe keine Patentrezepte, wie der Marsch des Imperialismus in die Barbarei zu stoppen sei. Ohne die Analyse und Beiträge von Kommunistinnen und Kommunisten werde es aber keine erfolgreichen Konzepte geben. (junge Welt vom 16.11.2015)

Der eingangs erwähnte Albtraum? Auch im vereinzelten Wachzustand bleibt alles beim Alten. Geht der Tiefschlaf trotz allem weiter? Die Wende lässt auf sich warten. Noch! (PK)


Stephan Hebel: „Gregor Gysi - Ausstieg links? Eine Bilanz“, Broschiert: 224 Seiten, Verlag: Westend (5. Oktober 2015), ISBN-10: 3864891167, ISBN-13: 978-3864891168, Preis: 16,99 Euro.


Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Ta
 
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Terror 24.11.2015 10:25 Forum: Weltgeschehen


Sehr gut!! Danke für den Tipp!! Gruß von haselow
 
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Probe-Aufstand 12.11.2015 16:57 Forum: Weltgeschehen


Das ist ein ganz toller Tipp, herzlichen Dank. haselow
 
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TTIP u.a.m. 10.11.2015 19:25 Forum: Weltgeschehen


Wer Interesse hat, kann ja mal in meinen Blog schauen, da hat Herr Dr. hc. Gerhard Giese etwas sehr Fundamentales zur US-Strategie geschrieben. Wenn man das vor Augen hat, wundert einen gar nichts mehr. Gruß haselow
http://cleo-schreiber.blogspot.com
 
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haselow

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"Probe-Aufstand" 21.10.2015 14:43 Forum: Weltgeschehen


Hallo Rosenholz, hier habe ich paar sehr interessante Fotos von der Großdemo:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22168
Gruß haselow
 
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"Probe-Aufstand" 14.10.2015 11:42 Forum: Weltgeschehen


Hallo leonna, das hast Du wunderbar kommentiert. Wärme spricht aus den Zeilen. Klasse. Gruß von haselow
 
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Impression vom Probe-Aufstand 12.10.2015 18:29 Forum: Weltgeschehen


Impression vom „Probe-Aufstand“

Unvergesslicher 10. Oktober 2015: Stoppt TTIP, TTIP ohne uns, bremst die Macht der Konzerne. Flaggen, Fahnen, Spruchbänder, Trommelwirbel, Trompeten, Transparente – ein farbenfrohes Bild, ein großes Gedränge bereits am Berliner Hauptbahnhof. Lachende Gesichter, Einmütigkeit bei Menschen allen Alters, Familien mit Kindern. Vor uns ein junges Ehepaar. Sie führt einen etwa fünfjährigen Jungen an der Hand. Er schräg hinter ihr. Auf dem Arm ein Kleinkind. Sie dreht sich immerfort nach ihrem Mann um, ein unsagbar liebes Lächeln im Gesicht. Sie strahlt ihn an. Eine stille und wunderschöne Szene. Ruhige Gewissheit in schrillender Umgebung. Im Interesse des Lebens, nur darum geht es. Welch ein Bild...

Fröhlichkeit gegen dumpfes Gebaren der USA, das Freihandelsabkommen durchsetzen zu wollen. Ein endlos scheinender Demonstrationszug bewegt sich vom Bahnhof durch die Innenstadt in Richtung Siegessäule. Langsam, ganz langsam geht es vorwärts. Laute Musik, wieder Trommeln. Eine tolle Stimmung wie schon lange nicht mehr.

Meine Gedanken schweifen zurück. 11. Oktober 1949: Mit Fackeln, mit Trommeln und Trompeten – die Gründung der Republik wird gefeiert. Auf dem Marx-Engels-Platz. Großes Hoffen, große Erwartungen an ein humanistisches Deutschland. Dann der sich anbahnende Abbruch großen Bemühens – der 4. November 1989. Meine Frau und ich wieder dabei, auf dem Alex. Für eine bessere Politik der DDR. Gute Worte am Rednerpult. Alles ohne Gewalt. Doch die Kapitalkeule zerschlägt jegliche Bürgerinitiativen für eine andere und bessere DDR. Jahrzehnte später, in den Jahren nach 2013 bis 2015: Demos gegen Fluglärm in Friedrichshagen. Wieder sind wir dabei.

Und heute bei dieser größten Demo seit Jahren in Berlin. Die Macher sprechen von 250.000 Teilnehmern, die Polizei nur von 150.000. Ganz doofe beschränken sich auf nur 100.000 Teilnehmern. Ein Aufruf, ein Nein, ein Wille einer Masse von Bürgern, die mit über 600 Bussen und mit Sonderzügen aus allen Teilen Deutschlands angereist kamen. Die im Neoliberalismus zu Einzelkämpfern abgestempelten und unter der Flagge der Vielfalt zu allen Meinungen zugelassen Bürgern finden hier und heute zu einem großartigen WIR zusammen. Man fühlt sich mitgerissen, in eins mit der Einsicht: Wir lassen uns vom US-Kapital im Bündnis mit dem in der BRD nicht in die Suppe spucken. Aber was tun, wenn die Obrigkeit sich nicht zuckt? Auf einem Schild lese ich: Aufstand. Das wärs, denke ich. Wem sollte da der Schreck in die Glieder fahren? Am anderen Ufer der Spree sehen die friedlich demonstrierenden Volksmassen das Regierungsviertel. Nach nicht bestätigten Augenzeugenberichten baut man dort bereits eine Mauer um den Sitz der Regierung und des Parlaments. Man tüftelt darüber, wie man sich ein neues Volk wählen könne...

Achtung: In Stellung gebracht wurden indessen rings um das Regierungsviertel – und nicht nur dort - die berüchtigten vom Kapital ausgehaltenen Medienkanonen mit den hochbezahlten Flachzangen, den Medienkanonieren. Einer von ihnen ist Alexander Neubacher. Er reitet wie Münchhausen im SPIEGELONLINE vom 10.10.2015 u.a. folgende Attacke: „Die dümmsten Parolen auf den Anti-TTIP-Plakaten bedienen dabei genau jene Ressentiments, mit denen in rechten Kreisen schon immer gegen "die Hochfinanz", "die Konzerne" und "das Kapital" gehetzt wurde. Dass bei diesen "Konzernen" in Deutschland einige Millionen Menschen beschäftigt sind, die wiederum ihre Arbeitsplätze zu einem wesentlichen Teil dem Handel mit anderen Ländern verdanken, scheint keine Rolle zu spielen.“
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Kriege im 21. Jahrhundert 08.07.2015 18:15 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„Kriege im 21. Jahrhundert: Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“

Monster-Geschwister


Buchtipp von haselow


Da schreckt ein Kaffeekränzchen plötzlich hoch als in Nachbars Garten ein Schuss fällt. Da reißt es aber keinen unbedingt vom Stuhl, wenn man am 1. Juli 2015 in der „Linken Zeitung“ vom 1. Juli 2015 folgende Sätze des US-Autors Stephen Lendman (1) online zu lesen bekommt: Gegenwärtig erlebe man „die gefährlichste Epoche der Weltgeschichte“. Die von den USA „beherrschte Tötungsmaschine NATO ist ein außer Kontrolle geratenes Monster, das eine wahnsinnige Strategie verfolgt. Der Weltfrieden ist bedroht, wie nie zuvor. Das Schicksal der Menschheit steht auf Messers Schneide. In imperialer Arroganz riskieren die USA und die NATO den atomaren Weltuntergang.“

Wer dabei unbelehrbar nach wie vor den Kopf schüttelt und mit den Schultern zuckt und dennoch einen wachen politischen Blick behalten will, dem sei das Aufsehen erregende politische Sachbuch mit dem Titel „Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“ aus dem Sonnenberg Verlag, herausgegeben von Rudolph Bauer, wärmstens ans Herz gelegt.

Die Beiträge in diesem Band fußen auf Vorträgen während einer Tagung der Initiative Antikriegskonferenz (AKK) im Oktober 2014. Deren Ziel war es u.a., „das antimilitaristisch-kritische Bewusstsein zu schärfen und die außerparlamentarische Antikriegsbewegung zu stärken“. (S. 35)

Wenn der kriegsvorbereitende Zustand als normal empfunden wird, dann kann die Politik samt ihrer hörigen Medien bei unbedarften Lesern und Hörern einen Erfolg verbuchen. Anders diejenigen, die sich empört abwenden von Krieg und Kriegsgeschrei, die mit Wort und Tat dagegenhalten – und das sind „Millionen Menschen in der Bundesrepublik und in Europa, die keine Kriege befürworten, keine unterdrückerische Politik (wollen), keine ausbeuterische Ökonomie, kein die nationalen Grenzen überschreitendes Militär und keine Geheimdienste, welche sich öffentlicher demokratischer Kontrolle entziehen“. (S. 337)

Werden sie die Kraft und den Willen haben, das Säbelrasseln nicht nur in die Schranken zu weisen?

Der interessierte Leser wird aus diesem Buch die Erkenntnis gewinnen, dass es höchste Zeit ist zum Widerstand. Der dürfte nicht leicht fallen, denn die Bundesregierung vertuscht ihre Kriegsvorbereitungen, indem sie das Militärische zur Normalität erklärt. Das Verbrecherische hat also einen offiziellen Anstrich. Man soll sich an Krieg gewöhnen. Und die BRD an der Seite der Monster. Als deren Standbein, als deren Aufmarschgebiet gen Osten. Nicht mit Schüssen vorerst, nur mit Drohgebärden, nein, der Kampf gegen die Menschen kommt auf leisen Sohlen. Mit Phrasen und Floskeln, die die Wahrheit in den Dreck treten, mit Lügen und Geschichtsfälschungen, die die Köpfe der Menschen verwirren, die die Willigen und Angepassten möglicherweise wieder an die Waffen rufen könnten.

Schon in den Schulen wird vorgegaukelt, wir würden „in der besten aller heute möglichen Welten … leben.“ (S. 14) Auf diese Art flüstert man Kindern und Jugendlichen ein, unbesorgt in die Zukunft zu schauen und der Politik größtes Vertrauen entgegenzubringen. Keiner bezweifelt, dass es vielen Deutschen weder am Essen noch an Zufriedenheitspillen für das tägliche Gebrauchtwerden im kapitalistischen Profit- und Marktgetriebe mangelt – trotz der immer zahlreicher werdenden Streiks und Proteste gegen wachsende Armut und soziale Ungerechtigkeit. Wer aber vernimmt das zunehmende Kriegsgeschrei, die Verlagerung schwerer Waffen gen Osten? Das unter dem nebelhaft verschleiernden Wort von angeblicher Sicherheit erneute Säbelrasseln? Es gerätgar nicht erst ins Blickfeld der im Showtheater sitzenden und selbstgefällig nickenden gut situierten und oft politisch wenig nachdenklichen Mitbürger?

Diese 374-seitige Lektüre ist wahrlich nicht die einzige Quelle für die Antikriegsbewegung, was aber dieses Buch auszeichnet, sind die vielfältigen Themen von sechzehn Autoren, die sowohl die Hintergründe der sogenannten Neuvermessung der Welt als auch die auf leisen Sohlen daherkommenden Methoden der Volksverdummung aufs Korn nehmen. Das geschieht mit einer verblüffenden Vielzahl von Fakten und Zitaten, die manchen Leser überfordern könnten, mitunter auch zum Widerspruch reizen, die allerdings auch Hilfestellung geben, sich persönlich und im Verbunde mit Gleichgesinnten zur Wehr zu setzen. Wie hieß es doch? „Nie wieder Krieg“. Heute von den Mächtigen umgewandelt: „Nie wieder Krieg ohne uns.“ (S. 281)

Die Kriegsvorbereitungen durch die deutsche Politik am Gängelband der USA werden durch die Autoren von verschiedenen Seiten aus beleuchtet, gegliedert in drei Teile: Militarisierung, Mobilisierung und Einspruch, die sich wiederum u.a. untergliedern in ideologische Aufrüstung in Schulen, die Rolle von Videospielen, das Vermischen von ziviler und militärischer Sicherheit, die soziale Kriegsmobilmachung, die Rolle der Medien als Kriegspartei, die zunehmende Rolle der Geopolitik, den politischen Widerstand, Perspektiven der Friedensbewegung sowie den Zusammenhang zwischen Kriegen, Katastrophen und Kapital.

Wie in anderen politischen Sachbüchern, die sich kritisch mit dem kapitalistischen System auseinandersetzen, wird auch in diesem Buch auf ein Phänomen aufmerksam gemacht: Die Herrscherelite vermeidet aus „gutem Grund“ - das offenbart sich tagtäglich in fast allen bürgerlichen Medien - jegliche Ursachenforschung, die die Hintergründe des Profitstrebens und des Kampfes um Vormachtstellungen in der Welt und um Ressourcen aufhellen könnte, mit Recht befürchtend, sie würde dabei ihr eigenes Grab schaufeln.

Deren Abwehr gegenüber aller grundsätzlichen Gesellschaftskritik zeigt sich in einer verblümten Sprache, der Verbreitung einer wirklichkeitsfremden Dreifaltigkeit von Frieden, Freiheit und Wohlstand und im Namen von Menschenrechten. Welch ein Hohn! Wer das nicht glauben mag, der lese u.a. auf Seite 330: „Der Selbstbezug westlicher Politik ist geprägt von der Überzeugung, dass ´unsere` Zivilisation und Kultur Ausdruck der höchsten menschlichen Entwicklung ist; dass mithin ´unser`Wirken in der Welt für alle nur segensreich sein kann; dass es ´dem Westen` deshalb auch zustehe, sein Modell des Wirtschaftens und politischen Handelns sowie sein Menschen- und Weltbild der Menschheit überzustülpen, notfalls auch mit militärischer Gewalt.“

Diese Anmaßungs- und Arroganzpolitik stinkt zum Himmel. Das Eigene sei also rein, das Andere blutgetränkt. Wir haben mit dem Elend der Welt nichts zu tun, wir wollen aber lindern. Damit seien „Vorkriegsverhältnisse erreicht“. (S. 57) So ist der Ruf nach einem starken Staat zu verstehen, nach Aufrüstung, nach Umdeutung von „Verteidigung“ in „Sicherheit“, deshalb das heuchlerische „Mitgefühl“ mit Flüchtlingen, deshalb der Schulterschluss von Polizei, Geheimdiensten und Militär. In diesem ´Sicherheitskonzept´ spielen „die Bekämpfung der sozialen, ökonomischen und ideologischen Ursachen und Bedingungen von Terrorismus, Gewalt und Kriminalität demgegenüber allenfalls eine untergeordnete Rolle...“ Mit Massenüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und militärischer Aufrüstung sei den Konflikten allerdings nicht beizukommen. (S. 147)

Auf Seite 342 heißt es zum Widerstand gegenüber dem gefährlich wütenden Großkapital: „Wer sich gegen Militarisierung und Kriege, für Demokratie und Gerechtigkeit engagiert, darf nicht verkennen, dass es das Kapital ist, dessen in wiederkehrenden Krisen einmündende Mechanismen den Frieden bedrohen und totalitäre Bewegungen wie auch Terror und Katastrophen erzeugen.“ Um einen atomaren Zerstörungswahn zu stoppen, beruft sich der Herausgeber Rudolph Bauer auf Marx, es müsse gelingen, die bestehenden Verhältnisse „zum Tanzen zu bringen“. (S. 341)

Der Rezensent sieht dieses Buch über die Kriege des 21. Jahrhundert nicht nur als Bildungswerk an, sondern als Anregung zum Umdenken, als Pflichtlektüre für´s demokratische Mitbestimmen. Die sechzehn Autoren wirbeln das politische Show-Gesülze tüchtig durcheinander und lassen aufgeweckte Leute hinter die Kulissen schauen. Nimmt man die Gefahren für den Bestand der Welt ernst, so ist es die menschlichste aller Pflichten, nicht nur dieses Buch, sondern alle geistigen Gegenströmungen in sich aufzunehmen und zu überlegen, was und wie man etwas tun kann, um die scheinbaren Grenzen des Machbaren zu überwinden, vorausgesetzt, man findet die Kraft und hat den Mut zum Verändern. Die eingangs erwähnten Monster-Geschwister, sprich das superreiche Kapital, hat seine Existenzberechtigung längst verloren, es möge durch vereintes – auch außerparlamentarisches – Handeln Schritt für Schritt entsorgt werden.


Autoren: Prof. Dr. Rudolph Bauer (Bremen), Volker Eick (Berlin), Julian Firges (Kassel), Dr. Rolf Gössner (Bremen), Prof. Dr. Franz Hamburger (Mainz), Prof. Dr. Peter Herrmann (Rom), Claudia Holzner (Kassel), Prof. Dr. Sönke Hundt (Bremen), RA Otto Jäckel (Berlin), MdB Ulla Jelpke (Berlin), Dr. Matthias Jochheim (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski (Bremen), Dr. Günter Rexilius (Mönch.gladbach), Helmuth Riewe (Ganderkesee), Michael Schulze von Glaßer (Kassel), Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen) (PK)

(1) „Linke Zeitung“ ergänzt: Stephen Lendman lebt in Chicago. Er ist überlendmanstephen@sbcglobal.netzu erreichen.
(2)
http://www.linkezeitung.de/index.php/ausland/welt/4008-putins-reaktion-auf-
die-militaeraktionen-der-usa-und-der-nato-vor-der-tuerschwelle-russlands

Rudolph Bauer (Hrsg.): Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung. Friedenspolitische Reihe. Band 01, 2015 Sonnenberg Verlag, 374 Seiten, ISBN 978-3-933264-77-0, Preis: 19,80 Euro

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21787&css=print

Weitere Texte des Rezensenten:
http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH,
 
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Thema: Platons Erben in Aufruhr
haselow

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Platons Erben in Aufruhr 29.03.2015 17:16 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


Platons Erben in Aufruhr

Von haselow

Perlen der Erkenntnis findet man – wer wüsste das nicht - sowohl im Alltag, als auch beim kritischen Lesen. Über fünfzig politische Sachbücher wollten – in guter Zusammenarbeit mit der Neuen Rheinischen Zeitung, Herausgeber und Redakteur Peter Kleinert – von Harry Popow gründlich durchforstet, besprochen und veröffentlicht werden. Welch ein Vergnügen des Denkens, von dem Bertold Brecht schrieb.

Es sind ruhestörende Autoren, die nach vorne denken und schreiben, es sind deren Werke, die nicht immer auf die Bestsellerlisten gelangen und auch in Printmedien als Rezensionen kaum zu finden sind und dennoch tiefgründig recherchierte Wegweiser darstellen. Folgen Sie den Spuren Platons und anderer Intellektueller und lassen sich inspirieren von deren Kraft der überzeugenden Worte. Lesen sie in dem Tipp zum Titel „Blattkritik“ vom Versagen der von Geldgebern abhängigen und dem Erwerb unterliegender Medien, eine demokratische Öffentlichkeit herzustellen. Grinsen sie mit, wie Konsumenten zum Shoppen verführt werden. Oder wie und warum Mord `´(s)geschäfte vom Staat geduldet und gefördert werden. Erfahren sie von den Tränen des Vaterlandes bei den Konflikten zwischen Israel und den Palästinensern. Oder wie eine Chamäleon-Dame ihr Volk verschaukelt. Oder wie Mumia Abu-Jamal (USA) in einem amerikanischen Dok-Film sehr warmherzig und lebendig als aufrechter Klassenkämpfer beschrieben wird. Oder wie Daniela Dahn das Privateigentum an Produktionsmitteln unter Beschuss nimmt...

Nicht weniger interessant: Essays sowie kritische Tagebuch- und Blog-Notizen einschließlich E-Mails zum politischen Alltag. Besuchen sie das sowjetische Ehrenmal in Treptow, lesen Sie eine interessante Zwiesprache mit Tamara... Oder amüsieren Sie sich über ein „fiktives“ Wortgefecht mit einem, der Substanz für ein Gewürz hält. Oder erleben Sie eine Feld- und Waldwanderung, die mit einer kleinen Überraschung endet. Oder die Premiere eines italienischen Dokumentarfilms im Filmtheater Babylon. Oder den Dank eines Piraten für die Besprechung seines Buches.

Jedes Wort und jeder Satz – wie kann das anders sein – aus sehr subjektiver und privater Sicht des Autors und seiner Leser. Lassen sie sich kurzweilig entführen in die Welt des Widerstands gegen beabsichtigte Sinnentleerungen, bewusst provozierter Hohlköpfigkeit, gegen gesellschaftlichen Stillstand. Zu entdecken sind Anzeichen aufkommenden Lichts, die munter machen können, die Hoffnung wecken – als Platons Erben.

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

http://www.epubli.de/shop/buch/PLATONS-ERBEN-IN-AUFRUHR-Harry-Popow-9783737
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Thema: Ernst Wolff: Weltmacht IWF
haselow

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Ernst Wolff: Weltmacht IWF 29.03.2015 17:11 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


„Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs“ - Ernst Wolff

Völker im Würgegriff

Buchtipp von haselow


Es sind Wolfszeiten, in denen wir leben. Warnte nicht schon Aristoteles (384 v. u.Z - 322 v.u.Z.), immer gebe die Ungleichheit „Veranlassung zu bürgerlichen Unruhen und Revolutionen“? Über zweitausend Jahre später registrieren die Menschen eine noch nie dagewesene soziale Ungleichheit: Heute verfügen 85 der reichsten Einzelpersonen der Welt über 1,7 Billionen US-Dollar und damit über genau soviel wie 3,5 Milliarden Menschen oder die Hälfte der Menschheit. Das stelle man sich einmal vor: Nur wenige Prozent der Menschen herrschen diktatorisch über die gesamte Menschheit.

Nachzulesen ist dies in dem von Ernst Wolff veröffentlichten Buch „Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs“ auf Seite 212. Bezogen lediglich auf den Internationalen Währungsfonds heißt es im Klappentext: Er erpresst Staaten. Er plündert Kontinente. Er hat Generationen von Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft genommen und ist dabei zur mächtigsten Finanzorganisation der Welt aufgestiegen. Die Geschichte des Internationalen Währungsfonds (IWF) gleicht einem modernen Kreuzzug gegen die arbeitende Bevölkerung auf fünf Kontinenten.

Der Autor, 1950 geboren, wuchs in Südostasien auf, besuchte in Deutschland die Schule und studierte in den USA. Er arbeitete als Journalist, Dolmetscher und Drehbuchautor. Seit vier Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der Wechselbeziehung von Wirtschaft und Politik.

Ernst Wolff legt mit seinem Buch faktenreich die dramatischen Folgen einer Politik dar, die darauf aus ist, neoliberale Reformen durch die Vergabe von Krediten zu erzwingen. Wenn der IWF neben der Weltbank und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sowie die Welthandelsorganisation World Trade Organization (WTO), die EZB und die EU als ganzes auch keine unbekannten Finanzgrößen sind, so erschrickt der Leser bei der Unzahl ihrer Feldzüge und kriegführenden Armeen, um das globale Finanzsystem zu stabilisieren. Bemerkenswert ist folgende Aussage des Autors auf Seite 131: „Bei der Suche nach neuen globalen Anlagemöglichkeiten spielten das Urteil des IWF über die Kreditfähigkeit des jeweiligen Landes“ und seine Folgsamkeit bei der Durchsetzung neoliberaler Strukturreformen eine entscheidende Rolle. Mit anderen Worten: Um das zu Bruch gehende kapitalistische System als ganzes zu retten, bediene man sich der Kreditvergabe. Wer diese in Anspruch nimmt, kommt bekanntermaßen in Teufels Küche, verstrickt sich in ein Krakennetz der Verschuldung. Dafür kommen nicht etwa die Schuldigen des Finanzsektors auf, sondern sage und schreibe die abhängig Beschäftigten und die Armen.

Mit unglaublicher Akribie hat der Autor auf 234 Seiten das raubtierhafte Vorgehen des IWF auf internationalem Parkett dargestellt. Er berichtet über die von den USA initiierten Anfänge bereits 1944, „die Grundzüge einer Wirtschaftsordnung für die Nachkriegszeit festzulegen“. (S. 23). Es ging um „die Fixierung aller Kurse an den US-Dollar“ und um die „Beschneidung der Souveränitätdes Rests der Welt durch die von nun an dominierenden USA“. (S. 15) Mitspracherecht erhielten die Länder nur entsprechend ihrer eingezahlten Beiträge. Um diesen Trick und die wahren Ziele des IWF zu verschleiern, sprach man vom „freien Handel“ und von der „Abschaffung des Protektionismus“. (S. 16)

Ich halte diese geschilderte Ausgangsposition des Internationalen Währungsfonds für überaus wichtig, handelt es sich doch „um eine von den USA ins Leben gerufene , von ihnen beherrschte und allein auf ihre Interessen zugeschnittene Einrichtung, mit der die neue Supermacht sich neben der militärischen auch die wirtschaftliche Weltherrschaft sichern wollte“. (S. 18)

Mit diesem Hintergrundwissen ist die aggressive Politik des Kapitals nach 1945 zur ökonomischen Zurückdrängung des Ostblocks, die Einmischung und die Unterordnung gegenüber solchen Ländern wie Afrika, Chile, Irland, Jugoslawien oder gar Zypern und Griechenland klarer als Klassenauseinandersetzung und nach 1989 als Versuch der Osterweiterung zu verstehen.

So wird Volk für Volk ausgebeutet, ökonomisch geknechtet - ob Mexiko und Argentinien, Südafrika und Indonesien. Sogar vor Kriegseinsätzen scheut das Großkapital nicht zurück, siehe Jugoslawien oder Libyen. Reformen im Zuge des Neoliberalismus, Armutsbegrenzung, strukturelle Anpassung, Re-Finanzierung und Schocktherapie – sie führen unabdingbar zu Armut, Knechtung und größere Abhängigkeit, zu größeren Ausgaben, zu Entlassungen im öffentlichen Dienst, Privatisierungen im Gesundheits- und Bildungswesen, zu Lohnkürzungen und Steuererhöhungen für die lohnabhängige Bevölkerung.

Obwohl der Autor den engen Zusammenhang zwischen dem IWF und dem Streben des Kapitals nach Maximalprofit und Weltherrschaft durchaus nachvollzieht, bleibt er – vor allem bei der nahezu neutralen Beurteilung des Ost-West-Konfliktes – bei der Charakterisierung der Finanzmärkte als fehlerhafte Entwicklungen stehen und berührt die tieferen Ursachen des Konfliktes zwischen Arm und Reich nicht nach den objektiv herrschenden Eigentumsverhältnissen. Immerhin entlarvt er die Finanzelite als im Stillen agierende Marionettenspieler, die „als Inhaber von Banken, Hedgefonds, Versicherungen und Großkonzernen“ das wirtschaftliche Geschehen bestimmen und als Besitzer der globalen Medien auch das Bild festlegen, „das den Menschen von der Welt vermittelt wird“ und in denen die Rolle der Finanzmächtigen weitgehend verschleiert wird. (S. 136)

Fragt man nach der Veränderbarkeit der Welt, nach Lösungen im Interesse der Menschen, die ohnehin unter der Kreditwirtschaft – und nicht nur dabei – zu leiden haben und deren Widerstand immer brutaler unterdrückt wird, dann muss Ernst Wolff passen, wie viele andere Autoren mit ihm. So gesteht er auf Seite 217, dass das bestehende System mit zunehmender sozialer Ungleicheit gezwungen sein wird, „auf immer härtere Polizeistaatsmethoden zurückzugreifen. Wenn auch diese nicht mehr wirken, bleiben ihnen nur noch zwei Optionen – die Einsetzung von Diktatoren und die Entfesselung von Kriegen“.

Der Mensch in der Zwangslage, ja, ganze Völker, ausgeliefert den wenigen aber milliardenschweren Finanzoligarchen? Wer als Leser dieses spannenden Sachbuches die verbrecherischen Machenschaften des IWF und der Finanzelite im Zusammenhang mit der Allgemeinen Krise des Kapitalismus und dem anfälligen Epochenumbruch herauszufiltern vermag, wird auf seine Kosten kommen – und – mehr tun, als nur den großen Crash abzuwarten. Auch der Autor lässt den Mut nicht sinken. Er setzt auf neue Chancen, wenn wir die Lügen der Politiker und der Medien durchschauen und neue „Kampf- und Organisationsformen“ entwickeln. Eine neue Gesellschaftsordnung muss her, in der die sozialen Bedürfnisse der Mehrheit im Mittelpunkt stehen. Für den IWF und andere derartige Organisationen wird darin aber kein Platz sein. (S. 215) Bis dahin bleiben die Völker im Würgegriff der Finanzoberen - die Alarmzeichen stehen auf Rot.(PK)

Ernst Wolff: „WELTMACHT IWF — Chronik eines Raubzugs“. Tectum Verlag, Marburg 2014, 1. Aufl. (17. September 2014),Broschiert: 234 Seiten, Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3828833292, ISBN-13: 978-3828833296, Größe und/oder Gewicht: 15 x 1,8 x 21,3 cm, Preis: 17,95 Euro

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21438&css=print

Mehr über den Rezensenten: http://cleo-schreiber.blogspot.com

NEU: Kritischer geht es nicht – dieser und weitere 55 Buchtipps sowie Notizen zum Zeitgeschehen, gebündelt in diesem Buch:

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

http://www.epubli.de/shop/buch/PLATONS-ERBEN-IN-AUFRUHR-Harry-Popow-9783737
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Thema: Buch-Tipp Ökonomie des Müßiggangs
haselow

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Ökonomie des Müßiggangs 18.02.2015 16:13 Forum: Literatur und Schreibwerkstatt


"Ökonomie des Müßiggangs" – Autor Thomas M. Maritsch

Tiefgang & Höhenflüge

Buchtipp von haselow


"Ökonomie des Müßiggangs", so der Titel eines 680 Seiten dicken Buches von Thomas M. Maritsch. Der Untertitel: „Zur Sozio- und Psychopathologie von Arbeit, Eigentum und Geld – naturalistische Betrachtungen zur Wirtschaftsphilosophie“. Da überbekommt den Leser mindestens das Nachdenken. Sich abrackern in der Arbeit wie ein Pferd und gleichzeitig faul sein, genießen? Wie soll das zusammengehen? Ohne Zweifel, man ist verwirrt. Sollst du weniger arbeiten und mehr genießen? Sollst du arbeiten, um endlich richtig zu leben? Macht dich etwa das Wirtschaften, sprich Arbeiten, so langsam kaputt, hast keine Zeit mehr für dich und deine Familie? Und: Was ist überhaupt Ökonomie? Ist es nicht der berüchtigte Kapitalismus? Und wie ihn überwinden? Wer ist denn der Autor?

Thomas M. Maritsch ist Jahrgang 1960. Nach einem Studium der Sozialwissen-schaften arbeitet der Autor in der Software-Industrie als Systemdesigner, also als Vermittler zwischen Anwendern und Entwicklern. Er ist daher seit langer Zeit darin geschult, möglichst klare und verständliche Kommunikationsstrukturen zu realisieren. Als Mitarbeiter multinationaler Unternehmen sind ihm die Mechanismen des ökonomistischen Denkens und Handelns bestens vertraut. Daneben widmet er sich noch immer kritisch den Zusammenhängen zwischen Politik, Philosophie und Gesellschaft. Bisherige Veröffentlichung: „Keine Löcher. Eine alltagstaugliche Naturphilosophie“, 2009.

Lassen wir die eingangs aufgeworfenen Fragen beiseite und sehen wir uns an, was der Autor unter Müßiggang versteht. Und da kommt gut in der Philosophie bewanderten Lesern folgende inhaltliche Aussage auf Seite 589 bekannt vor: „Was wir bisher nur einer kleinen Minderheit gestatten, (…) den Millionären und Milliardären, das können wir uns mit einer besseren Organisation alle leisten: Zeit zum Atmen, genügend Raum“ für Wünsche, „geringe Notwendigkeit für Erwerbsarbeit, sondern weit umfangreichere freie Entfaltung der Persönlichkeit...“ Auf Seite 612 plädiert er für ein Konzept „von lustvollem Müßiggang“ nur bei notwendigem Aufwand, was er auf Seite 593 in den bekanntem Slogan münden lässt: Jedem sollte doch einleuchten, „dass wir arbeiten, um zu leben, aber nicht leben, um zu arbeiten“.

Der Autor möchte zeigen, dass Wirtschaften auf ganz anderen Grundvoraussetzungen aufbauen muss und kann. (S. 19) Seine Gegenposition zur „glorifizierten Marktfreiheit“ ist darauf angelegt, „Arbeit, Eigentum, Geld, Werte, Produktions- und Verteilungsfragen und vieles mehr auf eine humanistische, rationale, aufgeklärte und naturalistische Weise zu verstehen“. (S. 20)

Thomas M. Maritsch operiert vordergründig mit Begriffen wie Makroprozessen, Subsystemen, Makrophänomenen und anderen, die offensichtlich vor allem dem Bereich der Computerwelt entlehnt sind. Er will zeigen, „wie irreal, irrational und zerstörerisch wir handeln, wenn wir uns so verhalten, wie es die Ökonomie vorschlägt oder immer öfter sogar aufzwingt“. Deshalb gehe er naturalistisch an die Analyse der Wirtschaft heran, um die „tatsächlichen Auswirkungen auf uns Menschen“ einschätzen zu können. Der Autor will sich unabhängig machen von „gängigen ideologischen Kontroversen“. (S. 31/32)

Die Leser sollten sich nicht an dem undefinierten WIR stoßen, auch nicht daran, dass Maritsch bisher erkannte – aber nicht immer beachtete oder geleugnete – Gesetzmäßigkeiten im Verhältnis zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung weitgehend unbeachtet lässt, ja, sie völlig ignoriert (siehe die Klassiker-Erkenntnisse von Marx und Engels) und stattdessen den Blick mehr auf das Bewusstsein wirft (idealistische Sicht), der allein dazu fähig wäre, den Weg zu einem machbaren Humanismus freizukämpfen.

Es ist nicht nur erstaunlich und bewundernswert, wie der Autor aus seiner naturalistischen Sicht in drei größeren Abschnitten Detailanalysen als auch mögliche Alternativen vorlegt, sondern mit nahezu jedem Kapitel von ihm entworfenen Illusionen und Utopien in dankenswerter Weise den zukünftigen Umwälzern der Geschichte Überlegenswertes mit auf den Weg gibt. Klardenkende werden es dem Autor allerdings ankreiden, dass er dabei durchgehend an die Vernunft appelliert: „Wenn wir uns also in einem demokratischen System befinden, kann die Mehrheit der Menschen, also gerade diejenigen ohne überbordenden Anteil an Macht und Reichtum, die vorhandene Oligarchie ablösen, und, wenn es sein muss, sogar ins Gefängnis bringen“. (S. 611) Dem Autor gelingt es im Ganzen gesehen, die Begriffe Eigentum, Geld, Arbeit, Markt, Profitmaximierung, Entfremdung, Neoliberalismus oder Sinn des Daseins und andere für jedermann anschaulich darzustellen.

Als intellektuellen und politischen Mangel empfindet der Rezensent die Kaltstellung bisheriger ökonomischer Gesetzmäßigkeiten, die ja nicht naturbedingt und schon gar nicht durch Willensentscheidungen von Akteuren im Verlaufe der Geschichte entstanden sind und heute – besonders durch die Ideologie des Neoliberalismus – weltweit ausufern und zu Barbarei und neuen Kriegen tendieren. Wunschträume nach einer besseren Welt gehen nur dann auf, wenn sie von knallharten Realitäten ausgehen, wissenschaftlich fundiert sind und kühn und tatkräftig von den bisher Benachteiligten gemeinsam umgesetzt werden. Wer dabei die im sozialistischen Lager errungenen Erfahrungen allerdings sträflich ignoriert, sie ad acta legt, der versperrt sich den Zugang zu besseren Einsichten, zur Zukunft.

Das Buch des Thomas M. Maritsch ist ein kluger Wälzer, der dazu beitragen möge, weitere politische Angriffe gegen das noch übermächtige Kapital zu starten und die gesellschaftlichen Bedingungen für die Dominanz der Akteure gänzlich umzuwälzen. Vorausgesetzt, man verlässt die längst überholte Schiene des einsamen und erfolglosen NUR-WOLLENS. Mein persönliches Fazit aus diesem Buch von Maritsch: Je tiefer man wissenschaftlich zu loten vermag, desto geringer fallen Höhenflüge aus. Aber: Das Paket der Illusionen lässt sich als nachdenkenswertes Gut für neue Ordnungen festmachen.(PK)

Thomas M. Maritsch: „Ökonomie des Müßiggangs. Zur Sozio- und Psychopathologie von Arbeit, Eigentum und Geld – naturalistische Betrachtungen zur Wirtschaftsphilosophie“, gebundene Ausgabe: 680 Seiten, Verlag: Books on Demand; erste Auflage 24. Juli 2014, Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3735754805, ISBN-13: 978-3735754806, Hardcover, 680 Seiten, € 53,90

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

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